Um an Inserategelder zu kommen, sind viele Zeitungen fast zu jeder Schandtat bereit. Aktuelles Beispiel: «Schweiz am Sonntag», «NZZ am Sonntag» und «Sonntags-Zeitung». Allen drei Blättern war kürzlich ein 16-seitiger Spezialbund des Möbelunternehmens Pfister beigelegt. 

Speziell: Die erste Seite der Beilage sah jeweils genau gleich aus wie eine normale redaktionelle Auftaktseite eines Zeitungsbundes. Die Pfister-Beilage mit dem Titel «Traumwelten: Bettgeschichten frühlingsfrisch» war deshalb weder auf den ersten noch auf den zweiten Blick als Werbung zu erkennen. Bei der «Sonntags-Zeitung» musste man die Lupe hervornehmen, um den in winziger Schrift versteckten Satz «Eine Pfister Beilage in der Sonntagszeitung» lesen zu können.

Offenbar wissen die Werber, dass redaktionelle Seiten glaubwürdiger sind als beschönigende Anzeigen. Deshalb versuchen sie, ihre Botschaft dem Leser in irreführender Weise als redaktionellen Text zu verkaufen. Das ist verständlich. Die Werber sind ja schliesslich von den Herstellern und Händlern bezahlt. Aber warum machen das die Zeitungen mit? Warum verkaufen sie ihre redaktionelle Glaubwürdigkeit an die Werbung?

Die Antwort ist einfach: Die drei Medienhäuser haben sich die freundliche Überlassung ihres Zeitungslayouts zwecks Täuschung der Leser gut bezahlen lassen. Der Inseratetarif für eine solche Beilage beträgt bei der «NZZ am Sonntag» und bei der «Schweiz am Sonntag» gemäss eigenen Angaben zwischen gut 80 000 und rund 90 000 Franken. Die «Sonntags-Zeitung» verlangt für diese «Sonderwerbeform» knapp 115 000 Franken.