Eine Hausapotheke mit rezeptfreien Medikamenten gehört in jeden Haushalt. Gibt es beim Einkauf Sparpotenzial? saldo hat die Preise verbreiteter Medikamente bei verschiedenen Apotheken im In- und Ausland verglichen. In der Schweiz waren dies Filialen der Apothekenketten Amavita, Sun Store, Coop Vitality und Dr. Bähler. Dazu Apotheken, die zu den Gruppen Toppharm, Rotpunkt, Topwell und Feelgoods gehören, sowie die Adler-Apotheke in Winterthur. Ebenfalls erfasst wurden die Preise von drei Apotheken im grenznahen Ausland: der Rosenapotheke in Rheinfelden (D), der Herz-Jesu-Apotheke in Feldkirch (A) und der Pharmacie Centrale in Saint-Louis (F).
Riopan Gel im Ausland für einen Viertel
Resultat: In Frankreich zahlt man deutlich weniger als in der Schweiz. Beispiel: In der Schweiz kostet eine Packung Alka-Seltzer Brausetabletten bis zu Fr. 14.55. In Saint-Louis erhielt saldo dieselbe Packung umgerechnet für Fr. 6.15 – für weniger als die Hälfte. Auch in Deutschland und Österreich war das Schmerz- und Fiebermittel deutlich günstiger als in der Schweiz.
Wer unter Heuschnupfen leidet und dafür Zyrtec-Tabletten kauft, zahlt in der Schweiz bis zu Fr. 14.30. In Frankreich würde er das Mittel für einen Drittel des Preises erhalten (Fr. 4.30). Noch mehr Geld sparen lässt sich beim Riopan Gel gegen Magenbrennen. In der Schweiz kostet es bis zu Fr. 19.90. Die französische Pharmacie Centrale verkauft Riopan für Fr. 4.40 – also für weniger als einen Viertel des Preises (siehe Tabelle).
Nicht alle Mittel kann man auch in Deutschland, Frankreich und Österreich kaufen. Der Gesamtpreis der Medikamente, die in sämtlichen Apotheken erhältlich waren, zeigt: Die Pharmacie Centrale im elsässischen Saint-Louis verlangt für die gleichen Produkte umgerechnet Fr. 70.60, also nur 49 Prozent des Preises der Schweizer Apotheken.
In Österreich zahlt man nur 61 Prozent des Schweizer Preises und in der deutschen Apotheke knapp 66 Prozent. Bei den Preisen aus Deutschland und Österreich wurde die Mehrwertsteuer abgezogen. Käufer können das Geld mit wenig Aufwand zurückbekommen. In Frankreich unterblieb dies, weil der Mindesteinkauf bei 175 Euro liegt, um die Mehrwertsteuer zurückverlangen zu können.
Hans-Rudolf Fuhrer vom Fachverband der Hersteller freiverkäuflicher Heilmittel erklärt sich die Unterschiede mit den hohen Schweizer Löhnen und Mieten. Der Schweizer Apothekenverband Pharmasuisse verweist auf «die Frankenstärke sowie die höheren Lohn- und Infrastrukturkosten». Andreas Schiesser, Medikamentenexperte des Krankenkassenverbands Santésuisse, sagt, aus eigenen Preisvergleichen sei bekannt, dass «Medikamentenpreise und Apothekenmargen in Frankreich generell tiefer sind als in der Schweiz oder Deutschland».
Wer die Präparate in der Schweiz kauft, muss die Preise nicht lang vergleichen. Bei der aktuellen saldo-Stichprobe verlangte die teuerste Apotheke, die St. Jakob Apotheke in St. Gallen, gerade mal Fr. 7.55 mehr für die 18 Medikamente als die günstigste, die Adler-Apotheke in Winterthur. Das ist ein Preisunterschied von knapp drei Prozent. Das Ergebnis deckt sich mit früheren Stichproben (saldo 4/08 und 10/12).
Warum verlangen alle Apotheken in der Schweiz fast die gleichen Preise? Die Ketten-Apotheken können nicht anders: Die Filialen von Amavita, Coop-Vitality oder Sunstore- gehören dem Medikamentengrosshändler Galenica mit Sitz in Bern. Die Preise werden von der Konzernzentrale festgelegt. Eine Amavita-Filiale in Lugano verlangt für Alka-Seltzer oder eine Tube Bepanthen genauso viel wie die Filiale in Luzern.
«Die Kunden achten kaum auf den Preis»
Die anderen Apotheker hätten zwar die Freiheit, ihre Preise für rezeptfreie Präparate selbst festzulegen, nutzen diese aber nicht. Selbständige Apotheken, die einem Verbund wie Topwell angehören, erhalten in der Regel Preisempfehlungen von der Zentrale. Die meisten Apotheker befolgen diese. Das zeigen die bis auf den Rappen gleichen Gesamtpreise der eigenständigen Toppharm- und der Rotpunkt-Apotheke.
Ein selbständiger Apotheker aus dem Mittelland, der anonym bleiben will, scheut sich, die Preisempfehlungen der Hersteller in seinem Computer durch eigene Preise zu ersetzen: «Das ist ein zu grosser Aufwand ohne Gewinn.» Nach seinen Erfahrungen achten die Kunden kaum auf die Preise.