Der Titel im «Tages-Anzeiger» vom 16. April tönte dramatisch: «Ein Leben lang bezahlt und doch verloren.» Die These der Story: Banken würden Pensionierten «vermehrt» damit drohen, ihre Hypotheken nicht zu verlängern oder gar zu kündigen. «Mit Eigentümern, die sich ihr Haus nicht mehr leisten können, machen die Banken oft kurzen Prozess.» Sie würden Fristen setzen, bis wann das Haus verkauft werden müsse, heisst es weiter. 

Die ersten zwei Abschnitte des Artikels handeln vom Schicksal von Maya und Ernst Kälin. Ihr ganzes Geld stecke in ihrem Haus. Sie hätten es vor 35 Jahren gebaut, «nach der Hochzeit, mit ihrem Ersparten und ­einer Hypothek von der Bank». Das Ehepaar, das kurz vor der Pensionierung stehe, habe die Zinsen stets pünktlich bezahlt. Sobald etwas Geld übrig war, hätten sie damit ihre Hypothekarschulden abbezahlt. Und dann das: Die Bank verweigerte ihnen die Verlängerung der Hypothek und empfahl, das Haus zu verkaufen.

Im dritten Abschnitt erfährt der Leser dann, dass das Ehepaar Kälin gar nicht existiert. «Ihre Probleme aber sind real. Und sie sind damit nicht allein», schreibt der «Tages-Anzeiger». 

Experte kann keine ­Zahlen nennen

Kronzeugen für die These sind das VZ Vermögenszentrum und der Hauseigen­tümerverband. Die Zahl der entsprechenden Anfragen bei der Beratungshotline sei seit dem letzten Sommer «hochgeschnellt», lässt sich der Immobilienexperte des VZ zitieren. Auf Nachfrage von saldo kann er die Zahl nicht beziffern. Aber die ­Fälle hätten zugenommen. ­Etwas präziser ist Ansgar Gmür, Direktor des Haus­eigentümerverbands. Er gibt auf Nachfrage bekannt, er kenne «zirka 15 bis 20 Fälle».

Hauptproblem der Geschichte sind schlicht fehlende Fakten. Es gibt weder konkrete Betroffene noch Namen von Banken, welche die Rentner zum Hausverkauf zwingen. Hauptsache offenbar, ältere Wohnungsbesitzer be­kommen einen gehörigen Schreck eingejagt.