Viele Pharmafirmen machen nicht nur Geldgeschenke an Apotheker und Ärzte (saldo 9/16). Sie sponsern auch Selbsthilfegruppen von Patienten. Die Firmen sagen, sie würden damit ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nachkommen. Faktisch können sie so das Werbeverbot für rezeptpflichtige Medikamente umgehen. Denn ihre Logos prangen auf den Websites und Broschüren der gesponserten Gruppen. 

Die Pharmabranche legt seit 2013 solche Zuwendungen offen. Doch jedes Unternehmen gibt die Spenden nur auf seiner Homepage bekannt. Eine umfassende Datenbank gibt es nicht.

2,3 Millionen Franken an Selbsthilfegruppen

saldo recherchierte, wie viel 20 grosse Schweizer Pharmafirmen zuletzt an Patientengruppen überwiesen. Zusammen waren es rund 2,3 Millionen Franken. Der «Tages-Anzeiger» kam für 2013 auf etwa gleich viel. 

Am spendabelsten war Novartis. Das Unternehmen verteilte allein im letzten Jahr 467 000 Franken an Patientengruppen. Es folgen Bayer Schweiz mit 257 000 Franken, Sanofi mit 253 000 Franken und Abbvie mit 183 000 Franken. Offen ist, ob die Hersteller ihre Geldflüsse korrekt deklarieren.

Die Pharmafirmen sponsern vor allem Gruppen mit Patienten, denen sie teure und viele Medikamente verkaufen können. Beispiele: Die MS-Gesellschaft erhielt zuletzt 442 000 Franken. Rheumaliga und Herzstiftung bekamen je 170 000 Franken, Diabetes-Gruppen 103 000 Franken. 130 000 Franken kassierte die Ver­einigung Morbus Bechterew. Einige Gruppierungen verschweigen in ihren Publikationen, welche Firmen ihnen wie viel Geld spendeten.

Branche will keine Transparenz

Auf Anfrage teilt Science­industries, die Interessen­organisation der Schweizer Pharmafirmen, mit, sie lehne eine Schweizer Spendendatenbank ab. Gründe dafür nennt sie nicht.