«Pflegen ist eine kreative Arbeit»
Mona Petri ist eine erfolgreiche Schauspielerin. Sie sagt, die Pflege von alten Menschen brauche viel Fantasie.
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Gesundheitstipp 05/2012
09.05.2012
Andreas Gossweiler
Mona Petri, haben Sie die Nase voll von der Filmszene?
Nein. Ich pflege jetzt alte Menschen, weil mir diese Arbeit gefällt. Pflegen ist etwas Wunderschönes – ähnlich, wie wenn man als Mutter für seine Kinder da ist.
Die Pflegearbeit ist nicht so kreativ wie das Drehen von Filmen.
Doch, pflegen ist sehr kreativ. Wenn ein Bewohner aggressiv ist, brauche ich viel Fantasie, um herauszufinden, w...
Mona Petri, haben Sie die Nase voll von der Filmszene?
Nein. Ich pflege jetzt alte Menschen, weil mir diese Arbeit gefällt. Pflegen ist etwas Wunderschönes – ähnlich, wie wenn man als Mutter für seine Kinder da ist.
Die Pflegearbeit ist nicht so kreativ wie das Drehen von Filmen.
Doch, pflegen ist sehr kreativ. Wenn ein Bewohner aggressiv ist, brauche ich viel Fantasie, um herauszufinden, wie ich ihn beruhigen kann. Zur Arbeit gehört nicht nur die Hilfe bei der Körperpflege und beim Anziehen, auch Gespräche sind wichtig.
Manche Bewohner können doch nicht mehr reden, oder?
Ja, aber sie können sich trotzdem irgendwie äussern. Es kommen zwar keine Wörter mehr, nur noch Silben. Ich finde es spannend, zu spüren, was mir ein Bewohner sagen will. In jedem Zimmer erlebe ich eine andere Geschichte, ein anderes Leben.
Sie idealisieren die Pflegearbeit. Gibts in Ihrem Heim nicht auch Zeitdruck und Personalmangel?
Ich spüre den Zeitdruck auch. Manche Bewohner möchten, dass ich lange bei ihnen bleibe. Aber das lässt der Stundenplan nicht zu.
Ist die Arbeit im Pflegeheim für Sie ein Brotjob, um ohne lange Ausbildung Geld zu verdienen?
Nein. Mit dieser Arbeit kann man nicht schnell Geld verdienen, sie ist nicht gut bezahlt. Das ist das Schöne an diesem Job: Man braucht eine tiefere Motivation.
Aber ist es nicht ein sozialer Abstieg, wenn Sie jetzt in einem Heim arbeiten?
Es ist mir egal, was andere darüber denken. Die Arbeit im Pflegeheim ist sehr anspruchsvoll. Die Folgen können schlimm sein, wenn man einem Bewohner das falsche Medikament gibt oder wenn man ihn falsch lagert.
Sie haben viel erreicht. Finden Sie es nicht schade, dass Sie nicht mehr als Schauspielerin arbeiten?
Ich hatte trotzdem immer wieder Zweifel an meinen Fähigkeiten. Als Schauspielerin beginnt man bei jeder neuen Rolle wieder bei Null. Ich fragte mich jedesmal: Was kann ich eigentlich? Wie gut bin ich in diesem Beruf?
Sie sind zu bescheiden. Ihre Filme stehen in allen Videotheken.
Ja. Aber ich möchte jetzt eine Zeitlang etwas anderes machen. Ich möchte herausfinden, ob ich in einem nicht künstlerischen Umfeld bestehen kann. Wenn mir jemand eine spannende Rolle anbietet, werde ich schauen, ob ich sie annehmen kann. Ich habe im Pflegeheim einen flexiblen Vertrag, der mir Freiraum für andere Tätigkeiten lässt.
Ist Ihr Job im Pflegeheim eine Rebellion gegen die künstlerische Tradition Ihrer Familie?
Nein. Es gibt nichts zu rebellieren. Im Gegenteil. Ich würde mich sehr wohl fühlen, wenn ich meine Eltern später pflegen dürfte, falls das nötig sein sollte.
Zur Person: Mona Petri
Die 35-jährige Schauspielerin hatte Hauptrollen in Filmen wie «Hello Goodbye» und «Das Fräuleinwunder». Ihr Vater ist Musiker, ihre Grossmutter war die berühmte Schauspielerin Anne-Marie Blanc. Seit Anfang Jahr arbeitet Petri als Pflegehelferin in einer Seniorenresidenz in Zollikerberg ZH. Sie lebt mit ihrer Tochter in Zürich.