Ein frisch gebackener Vater beklagte sich bitter über seinen ehemaligen Freund und Handwerker. Dieser habe ihm versprochen, den Estrich zu einem Kollegenpreis in ein Kinderzimmer umzubauen. Das Resultat sei Pfusch - die Rechnung Wucher.

Ich wollte eben klarstellen, dass ich von Baukunst und Rechnungsrevisionen nichts verstehe. Doch da heulte jenseits der Leitung jäh ein Säugling auf und setzte dem Gespräch ein Ende. «Ich habe alles schriftlich - Sie werden schon sehen», sagte der gestresste Vater noch knapp und legte den Hörer auf.

Tags darauf lag dann auf meinem Pult ein dickes, gelbes Couvert, darin eine zwölf Seiten starke detaillierte Schreinerrechnung, etliche Baupläne und die gesamte Korrespondenz.

Ich las und wurde Zeuge des Niedergangs einer Freundschaft. Der erste Brief begann noch höflich mit «Lieber Alfons». Im zweiten war die Anrede etwas verhaltener: «Werter Alfons». Im dritten hiess es nur noch frostig: «Alfons!» Darauf beschimpften sich die ehemaligen Freunde eine Zeit lang noch per «Sie». Dann flachte die Spannung merklich ab, denn fortan wurde der Briefwechsel von zwei trockenen Anwälten übernommen.

Und nun also sollte ich den Karren aus dem Dreck ziehen.

Doch daraus wird leider nichts. Mein bescheidener Beitrag kann in dieser Auseinandersetzung lediglich darin bestehen, die bereits beachtliche Korrespondenz um einen weiteren Brief zu bereichern. Dieser wird kurz sein und mit «Sehr geehrter Herr» beginnen. Dann werde ich leider erklären müssen, dass diese dicken gelben Couverts mit Bauplänen, Abrechnungen und Streitschriften den Rahmen einer kostenlosen Rechtsberatung sprengen. Dafür bitte ich von Herzen um Verständnis.