Die Journalistin Emily Singer dachte, sie habe gut geschlafen. Doch das kleine Gerät an ihrem Bett wusste es besser. 15-mal war sie nachts aufgewacht, wie sie in ihrem Blog schreibt. Auch die Tiefschlaf- und Traumphasen hatte das Gerät protokolliert. Es misst via Stirnband die Hirnaktivitäten. Emily Singer gehört der «Quantified Self»-Bewegung an.

Die Mitglieder überwachen ihren Körper von morgens bis abends. Ihr Ziel: Das Verhalten und die Ernährung zu optimieren. Die Körperdaten messen sie mit Hilfe kleiner Spezialgeräte: Diese bestimmen Werte wie Blutdruck, Blutzucker oder Schritte und senden die Daten ans Smartphone. Dort kann man alle Werte sammeln und auswerten. Kosten für solche Geräte: einige Hundert Franken.

Manche Messungen lassen sich auch direkt mit dem Smartphone machen: Eine App misst via GPS, welche Distanz man pro Tag zurücklegt. Mit einer anderen App teilt man  Freunden die momentane Stimmung mit. Eine weitere App warnt vor zu vielen Kalorien.

Der Trend aus den USA ist längst in Europa angekommen. Seit Februar 2012 existiert in Genf eine erste Gruppe in der Schweiz. Speziell: Nicht nur das Datensammeln steht im Vordergrund, sondern der Austausch über das eigene Befinden.

Der Sinn der Messungen ist fraglich. «Zu den Nutzern gehören vor allem Leute, die sich Krankheiten einbilden», so Thomas Rosemann, Direktor des Instituts für Hausarztmedizin am Unispital Zürich. Selbstvermesser hätten nicht selten ein übersteigertes Gesundheitsbewusstsein. «Menschen mit einem ungesunden Lebensstil untersuchen sich dagegen kaum.»

Und ob Selbstmesser den Arzt weniger aufsuchen, sei fraglich. Im Gegenteil: «Die Messungen treiben die Menschen erst recht in die Praxen, denn die Ergebnisse verunsichern mehr, als dass sie helfen», sagt Rosemann.