Früher habe ich wie verrückt Sprich­wörter auf Lateinisch und Französisch auswendig gelernt. Ich wollte damit vor ­allem Frauen beeindrucken. Leider waren aber meine Speicherkapazitäten beschränkt. Und es war schwierig, den richtigen Zeitpunkt für die Sprüchlein zu erwischen. ­Erschwerend kam hinzu, dass mein ­Französisch nicht so sexy klingt.

Heute beherrsche ich nur noch zwei Sprichwörter: «In vino veritas» (Im Wein liegt die Wahrheit) und «C’est le ton qui fait la ­musique» (Der Ton macht die Musik). 

Mit den Jahren lernte ich, wie ich anders Eindruck schinden kann – mit vielen ­Büchern! Unsere Gäste stehen jeweils sprachlos vor den Bücherwänden im Wohnzimmer und fragen neidisch: «Hast du das alles ­gelesen?» Natürlich nicht. Aber ich habe die Bücher eigenhändig hochgetragen.

Vorletzte Woche war ich im Lipo Einrichtungsmarkt in Dietlikon ZH. Ich suchte ein billiges Sofa, zirkelte dazu durch die engen Korridore und bekam gute Laune: Auch die Wohnprofis von Lipo sind Bücherfans. 

Neben einem Fernseher lagen das Sachbuch «Vorläufer des neueren Sozialismus» von 1909 und das Lehrbuch «Kulturverwaltungsrecht» von 1969. So ähnlich sieht es auch bei mir zu Hause aus. Zehn Meter ­weiter entdeckte ich Bonjours «Geschichte der schweizerischen Neutralität».  

Bald hatte ich vergessen, warum ich ­eigentlich nach Dietlikon gefahren war (Sofa) und vertiefte mich in die Lipo-Bibliothek. Ich blätterte im Buch von Robert Ruark mit dem Titel «Nie mehr arm». Das trifft auch auf mich zu. Denn vor lauter ­Lektüre komme ich gar nicht mehr dazu, Geld auszugeben. Lesen macht reich.