Kinder unter Leistungsdruck
Schrittzähler, die mit dem Internet verbunden sind, gibts jetzt auch für Kinder. Sportexperten sehen darin keinen Nutzen.
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Gesundheitstipp 05/2017
05.05.2017
Letzte Aktualisierung:
09.05.2017
Andreas Gossweiler
Fitnesstracker zählen nicht nur die täglich zurückgelegten Schritte. Sie messen auch den Puls, die Schlafqualität und berechnen den Kalorienverbrauch. Meist werden sie in Form von Armbändern angeboten. Man kann die Ergebnisse ins Internet oder auf eine Handy-App übermitteln. Neu gibt es solche Geräte auch für Kinder ab 4 bis 10 Jahren.
Eines der Fitnessarmbänder ist «Vivofit Junior» von Garmin. Laut Werbetext soll es...
Fitnesstracker zählen nicht nur die täglich zurückgelegten Schritte. Sie messen auch den Puls, die Schlafqualität und berechnen den Kalorienverbrauch. Meist werden sie in Form von Armbändern angeboten. Man kann die Ergebnisse ins Internet oder auf eine Handy-App übermitteln. Neu gibt es solche Geräte auch für Kinder ab 4 bis 10 Jahren.
Eines der Fitnessarmbänder ist «Vivofit Junior» von Garmin. Laut Werbetext soll es Kindern «spielerisch Spass an der Bewegung» vermitteln. Die Kinder würden damit «lustige Abenteuer erleben und sich sportlichen Herausforderungen stellen». Zudem können Eltern Fitnessziele programmieren – eine Belohnung winkt, wenn die Kinder das Ziel erreichen. Die Hersteller Adidas und Leapfrog bieten ähnliche Geräte an.
«Bewegung sollte freiwillig sein»
Sportfachleute halten wenig davon. Fitnessberater Fritz Bebie aus Erlenbach ZH sagt: «Kinder haben einen angeborenen Bewegungsdrang, sie wollen sich bewegen. Sie brauchen keine Fitnesstracker.» Statt die Leistung zu messen, sollten Kinder laut Bebie besser den Schulweg zu Fuss zurücklegen und in der Freizeit draussen spielen: «Dann bewegen sie sich genug.»
Auch der Sportwissenschafter Matthias Ludwig von der Zürcher Sportclinic sieht in Fitnesstrackern für Kinder keinen Nutzen: Es sei fragwürdig, schon kleine Kinder einem Leistungsdruck auszusetzen. Zudem hält es Ludwig für falsch, für sportliche Aktivitäten eine Belohnung zu versprechen: «Bewegung sollte freiwillig sein.» Ludwig empfiehlt den Eltern, statt Fitnesstracker zu kaufen, sollten sie mit ihren Kindern etwas unternehmen – zum Beispiel im Wald die Natur beobachten oder eine Velotour machen.
Der Berner Fitnesstrainer Andreas Lanz sagt, ein Fitnesstracker könne Kindern mehr schaden als nützen: «Wenn Kinder täglich auf die Messwerte schauen, verlieren sie die Fähigkeit, selbst zu spüren, wie viel und welche Art Bewegung ihnen gut tut.»
Die Firma Garmin sagt zur Kritik der Fachleute, der «Vivofit Junior» wolle Kinder nicht zu sportlichen Höchstleistungen animieren, sondern die Freude an einem aktiven Lebensstil fördern.