Andreas Spalinger (Name geändert) aus Siebnen SZ hat eine vergrösserte Prostata. Seitdem er dagegen den Wirkstoff Finasterid nimmt, hat er weniger Sex. «Meine Libido ist nicht mehr so wie früher», sagt der 65-Jäh­rige.

Vielen älteren Männern, die Medikamente mit dem Wirkstoff Finasterid schlucken, geht es ähnlich. Die Mittel heissen zum Beispiel Proscar oder Finasterax. Sie greifen in den Hormonhaushalt ein und verkleinern die Prostata.  Gleichzeitig bekommen die Pa­tienten aber Probleme beim Sex. Einer von hundert Männern hat solche Nebenwirkungen.

Felix Trinkler, Urologe am ­Urozentrum Zürich in Zollikon ZH, verschreibt deshalb meistens Medikamente mit dem Wirkstoff Tamsulosin, zum Beispiel Pradif. «Sie entspannen die glatten ­Muskeln in der Prostata und am Blasenhals», sagt er. Dadurch kann der Urin besser abfliessen. «Pa­tienten vertragen diese Mittel meist sehr gut.» Sie senken allerdings auch den Blutdruck. Dadurch kann es Patienten schwindlig werden. Ausserdem kann es passieren, dass das Sperma beim Orgasmus nicht austritt, sondern in die Blase ­gelangt. «Viele Männer wissen das nicht», sagt Trinkler. Sie seien ­irritiert, wenn das passiert. «Das ist aber harmlos.» Man scheide das Sperma später mit dem Urin aus.

Pflanzliche Mittel bei leichten Beschwerden

Bei leichten Beschwerden ver­ordnet Trinkler auch pflanzliche Medikamente wie Prostagutt oder Prostasan. Sie enthalten Extrakte aus Sägepalme und Brennnesselwurzel. Der Basler Arzt Urs­peter Masche bestätigt: «Bei leichten bis mässigen Beschwerden lohnt es sich, sie auszuprobieren.»

Die Finasterid-Hersteller bestreiten die Nebenwirkungen nicht und verweisen auf die Packungs­beilagen. Sanofi etwa schreibt: «Die Libido kann vermindert sein, Impotenz ist eine bekannte Nebenwirkung.»