Geldanlagen: Diese Kosten läppern sich
Ein Grossteil der Kosten vieler Wertschriften-Depots ist nicht transparent. K-Geld zeigt am Beispiel eines UBS-Depots mit vermeintlich tiefer Pauschalgebühr, wo sich zusätzliche Kosten verbergen.
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K-Geld 04/2013
28.08.2013
Bernhard Bircher
30 bis 70 Prozent der Kosten eines Wertschriften-Portfolios sind für Privatanleger nicht transparent. Diese Zahl stammt von der deutschen Bank Quirin. Sie hat im Rahmen eines Depotchecks von Lesern des Magazins «Capital» rund 1000 Depots untersucht. Zudem: Über 80 Prozent der Depots waren einseitig mit hauseigenen Bankprodukten bestückt, die vielfach zu komplex oder für den Kunden zu riskant und zu teuer waren. Unklar waren in den Depots unter anderem Tran...
30 bis 70 Prozent der Kosten eines Wertschriften-Portfolios sind für Privatanleger nicht transparent. Diese Zahl stammt von der deutschen Bank Quirin. Sie hat im Rahmen eines Depotchecks von Lesern des Magazins «Capital» rund 1000 Depots untersucht. Zudem: Über 80 Prozent der Depots waren einseitig mit hauseigenen Bankprodukten bestückt, die vielfach zu komplex oder für den Kunden zu riskant und zu teuer waren. Unklar waren in den Depots unter anderem Transaktionsgebühren, Gewinnbeteiligungen, Dividendenverzicht, die Kosten von Devisentransaktionen sowie Ausgabe- und Rücknahmeaufschläge beim Kauf oder Verkauf von Finanzprodukten sowie verdeckte Provisionen. Oft sind solche Zusatzkosten geschickt im umfassenden Prospekt einer Geldanlage versteckt und für Laien nicht ohne weiteres erkennbar.
K-Geld-Analysen von Leserdepots zeigen immer wieder: Auch in der Schweiz ist es mit der Kostentransparenz nicht weit her.
Doch der Erfolg einer Finanzanlage hängt massgeblich von den effektiven Kosten der gewählten Produkte und den Bankgebühren ab. David Hertig, Gründungspartner der Globalance Bank in Zürich: «Einige Kostentreiber sind eindeutig ermittelbar – beispielsweise die Produktekosten und die Unterschiede zwischen An- und Verkaufspreisen.» Bei anderen Posten müssten Kostenfahnder mit Erfahrungswerten arbeiten. So sei zum Beispiel die Marge auf Währungsgeschäften nur bankintern verfügbar. Hertig vermutet, dass bei Anlageprodukten die verdeckten Kosten je nach Bank und Portfolio bis zu 2 Prozent und mehr pro Jahr ausmachen. Provisionen bzw. Kickbacks (Retrozessionen), die Banken für den Verkauf und das Halten von Anlageprodukten von den Herausgebern von Wertschriften kassieren, sind besonders bei Hedge-Fonds, Dachfonds, strukturierten Produkten sowie Zertifikaten und aktiv verwalteten Aktien- und Obligationenfonds hoch.
«Die gewählten Produkte sind grösstenteils im reinen Bankeninteresse»
Die unabhängige Zürcher Finanzberatung Mymoneypark hat das Depot einer UBS-Kundin mit einem konservativen Anlagestil mit rund 25 Prozent Aktienanteil im Rahmen eines Depotchecks unter die Lupe genommen (siehe Tabelle). Das Anlagevolumen beträgt 1,1 Millionen Franken. Die Kundin zahlt eine vermeintlich tiefe «Pauschalgebühr» von 0,85 Prozent im Jahr. Das gilt jedoch nur für die Vermögensverwaltung. Zusätzliche Kostentreiber: 60 Prozent der Anlagesumme sind in hauseigene UBS-Produkte investiert, die nochmals im Durchschnitt 1,36 Prozent pro Jahr ausmachen. Somit zahlt die UBS-Kundin 2,21 Prozent im Jahr. Darin noch nicht enthalten sind die produktinternen Transaktionskosten. Das sind beispielsweise die Kosten, welche die Bank im Hintergrund beim Kauf und Verkauf von Produkten – beispielsweise von Fondsanteilen – verursacht.
Mymoneypark hält in der Depotanalyse fest: «Die gewählten Produkte sind grösstenteils im reinen Bankinteresse gewählt und daher kostentreibend.»
Yves Kaufmann von der UBS sagt dazu: «Die UBS wendet eine offene Produktearchitektur an, die sowohl Produkte von Drittanbietern wie auch bankeigene führt. Für das Kundenportfolio werden jeweils jene Produkte gewählt, die sich gemäss Anlegerprofil am besten eignen.»
Tipps: So halten Sie die Anlagekosten tief
- Grundsätzlich: Verzichten Sie auf teure und intransparente Finanzprodukte.
- Lassen Sie Ihr Depot von einem unabhängigen Berater auf verdeckte Kosten prüfen.
- Bevorzugen Sie passiv anlegende Indexfonds mit einer Gesamtkostenquote (TER) von unter 1 Prozent pro Jahr (siehe dazu auch den Artikel Seite 18). Aktiv gemanagte Fonds rentieren meist schlechter als Indexfonds derselben Kategorie und sind ihre höheren Kosten in der Regel nicht wert.
- Versuchen Sie Depot- und Transaktionsgebühren tief zu halten, indem Sie günstige Internet-Börsenhändler wie Swissquote, Strateo oder Saxo Bank bevorzugen. Bei Grossbanken sind diese Kosten vergleichsweise hoch.
- Bei den meisten Banken sind die Gebühren für Transaktionen an ausländischen Börsenplätzen deutlich höher als an der Schweizer Börse.
- Kleinpositionen bis zu 30 000 Franken können Transaktionskosten im Bereich von mehreren Prozenten mit sich bringen. Grund: Viele Banken verlangen eine Mindestgebühr für Transaktionen. Über Online-Börsenhändler wie Swissquote lassen sich je nach Produkt auch sehr kleine Positionsgrössen zu geringen Kosten handeln.
- Die Gebühren für Fremdwährungstransaktionen mit der jeweiligen Bank verhandeln.
- Stellen Sie vertraglich sicher, dass in der Pauschalgebühr auch wirklich alle Transaktionskosten enthalten sind. Damit verhindern Sie auch häufige und teure Depotumschichtungen durch den Geldverwalter.
- Unabhängig davon, ob Sie ein Vermögensverwaltungsmandat oder nur Anlageberatung bei einer Bank oder einem Verwalter in Anspruch nehmen: Fordern Sie Retrozessionen von Ihrem Verwalter zurück.
Experte: «Kosten sind sichere Verluste»
Passives Management: Jährliche Gesamtkostenquoten (TER) zwischen 1,27 bis zu 2,5 Prozent sind sehr hoch (siehe Tabelle). Die Alternative: Indexfonds ohne aktives Management bieten meist eine gleichwertige Risikostreuung und Renditen bei deutlich niedrigeren Gebühren von unter einem Prozent pro Jahr.
Michael Hartmann von Mymoneypark: «Will ein Kunde ein weltweit diversifiziertes Anlageportfolio aufbauen und setzt dabei schwergewichtig auf passives Management, kann er die jährlichen Kosten im Schnitt um 1,5 Prozent senken.»
Hartmann betont: «Kosten sind sichere Verluste – mit einem wachsamen Auge auf die Gebühren kann die Nettorendite risikolos gesteigert werden.»