Jedes Jahr passieren in der Schweiz über 15 000 Fälle von häuslicher Gewalt – das ­zeigen Zahlen des Bundesamts für Statistik. Die ­Opfer sind meist Frauen. Der Dokfilm «Tatort Häus­liche Gewalt» zeigt mit Fällen aus Europa und den USA, wie weit Täter gehen. Die Bilder von Verletzungen, die sie ihren Opfern zufügen, sind kaum zu ertragen: geschwollene, blaue und rote Gesichter, offene Knie, Schnitte und Platzwunden an Kopf, Rücken, Armen. Selbst Fachleuten fällt es im Film schwer, hinzusehen.

Noch quälender als die Bilder sind die Aus­sagen der Opfer. Mehrere Frauen erzählen, was ihre Ehemänner ihnen angetan haben. Dabei ist die körperliche Gewalt nur ein Teil. Sie berichten von psychischem und emotionalem Missbrauch, oft über Monate oder sogar Jahre. Zwei Bei­spiele aus den USA: Eine Frau erzählt, wie sie ihrem Mann immer Glace mit Erdnüssen servieren musste. Er zwang sie, gesal­zene Nüsse zu kaufen und diese vorher abzuwaschen. Wenn er trotzdem ein Salzkorn fand, bestrafte er sie mit Schlägen. Ein anderes Opfer erzählt, wie ihr Ehemann sie vor der Tochter verprügelte. Dabei erklärte er dem Kind, dass Mama die Schläge verdient habe, weil sie den Papa und die Tochter nicht liebe.

Die Frauen haben häufig Angst um ihr Leben, sind in grosser Sorge um ihre Kinder oder Verwandten. Der Film hilft zu verstehen, warum es ihnen nicht leicht fällt, ihre Peiniger zu ver­lassen. Doch der Film gibt auch Hoffnung: Er zeigt eine junge Mutter, die Schreckliches durchlitt und trotzdem die Kraft fand, ihren Mann nicht nur zu verlassen, sondern auch mit Erfolg gegen ihn zu prozessieren. 

Empfehlenswert

«Tatort Häusliche Gewalt», Arte, Mittwoch, 8. März, 22.05 Uhr