Der Befund der deutschen Klimaschutzorganisation Atmosfair ist klar. Die Erneuerung der Flugzeugflotten mit sparsameren, modernen Maschinen geht bei weitem nicht schnell genug: «Nur eines von hundert Flugzeugen weltweit gehört zur Klasse der hocheffizienten Maschinen.»
Laut dem Airline-Index 2017 von Atmosfair stieg der weltweite Ausstoss von Kohlendioxid (CO2) der grössten Fluggesellschaften im Vergleich zum Vorjahr um gut vier Prozent. Atmosfair-Geschäftsführer Dietrich Brockhagen kritisiert diese Entwicklung: Gemessen am Ziel, die Klimaerwärmung zu bremsen, sei der Luftverkehr überhaupt nicht auf Kurs.
Der Airline-Index erscheint seit 2011 jedes Jahr. Er basiert auf dem CO2-Ausstoss einer Fluggesellschaft pro Kilometer und Passagier auf allen geflogenen Strecken. Insgesamt weist der Index die über 200 Airlines sieben Effizienzklassen zu. A bedeutet beste, G schlechteste CO2-Effizienz.
Keine einzige Airline in der Top-Klasse
In welcher Klasse eine Fluggesellschaft landet, hängt von der Anzahl ihrer Effizienzpunkte ab. Auf die höchstmöglichen 100 Punkte käme eine Airline dann, wenn sie ausschliesslich mit den sparsamsten Flugzeugen auf dem Markt unterwegs wäre. Und die Maschinen müssten optimal bestuhlt und ausgelastet sein.
Mindestens 90 Effizienzpunkte braucht es, um in die beste Effizienzklasse A zu gelangen. Auf diesen Wert brachte es im Index 2017 keine Airline. Die besten drei erreichten nur Klasse B: die britische Chartergesellschaft Tui Airways, die chinesische Regionalfluglinie China West Air und der deutsche Ferienflieger Tuifly. Minimum für die Klasse B sind 78 Punkte.
Die Swiss schaffte es im Index 2017 nur in die Klasse E. Sie kam auf 46,8 Effizienzpunkte. 89 Fluggesellschaften erzielten bessere Werte. Seit Erscheinen des ersten Airline-Index im Jahr 2011 befand sich die Swiss punkto CO2-Effizienz fast immer im Sinkflug. Im Vergleich mit den grossen Liniengesellschaften der Nachbarländer – Air France, Alitalia, Austrian Airlines und Lufthansa – schnitt sie in sieben Jahren sechsmal am schlechtesten ab (Grafik im PDF).
Neue Swiss-Flotte soll CO2-Ausstoss senken
Immerhin: Die Chancen, dass es mit der Swiss bald aufwärtsgeht, stehen gut. Die Flottenmodernisierung der Swiss, die Anfang des vergangenen Jahres begann, wirkt sich erst ab dem Index 2018 aus.
Und sie bringt laut Swiss-Sprecherin Meike Fuhlrott viel: So führe der laufende Ersatz von Langstreckenflugzeugen des Typs Airbus A340-300 durch die neuen Boeing 777-300ER zu Treibstoff- und CO2-Einsparungen von 20 Prozent pro Sitzplatz. Und die Erneuerung der Europaflotte mit C-Series-Maschinen von Bombardier anstelle der Avro RJ100 senke den Treibstoffverbrauch und den CO2-Ausstoss um bis zu einen Viertel.
Easyjet und Co. relativ sauber
Die sogenannten Billigflieger schneiden laut Atmosfair dank hoher Auslastung und effizienten Maschinen insgesamt recht gut ab: Rund drei Viertel von ihnen landeten 2017 in der Klasse C – darunter Aer Lingus, Easyjet, Norwegian, Ryanair, Vueling und Wizz Air. All diese Airlines fliegen die Schweiz an. Noch besser war Scoot aus Singapur, die sogar Klasse B erreichte. Zum Vergleich: Von den anderen Fluggesellschaften schaffte es nicht einmal ein Fünftel in die Effizienzklassen B und C. Und ebenfalls keine in die Klasse A.