Denner beweist: Parfüms sind viel zu teuer
Markenparfüms sind in der Schweiz zu teuer. Denner unterläuft das Preisdiktat grosser Marken und zeigt, dass es auch viel günstiger geht.
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saldo 05/2008
17.03.2008
Thomas Lattmann
Darüber ärgere ich mich extrem», sagt Roland Rothmund, Chef des Kosmetikhändlers Deurocos Cosmetic AG in Adliswil ZH. Der Grund des Ärgers: Denner verkauft zurzeit das Parfüm Chopard Wish rund 50 Prozent günstiger als die von Deurocos belieferten Fachgeschäfte. «Mit solchen Aktionen schädigt der Discounter den Ruf der bekannten Marke und verunsichert die Konsumenten», behauptet Rothmund.
Preisersparnis bei D...
Darüber ärgere ich mich extrem», sagt Roland Rothmund, Chef des Kosmetikhändlers Deurocos Cosmetic AG in Adliswil ZH. Der Grund des Ärgers: Denner verkauft zurzeit das Parfüm Chopard Wish rund 50 Prozent günstiger als die von Deurocos belieferten Fachgeschäfte. «Mit solchen Aktionen schädigt der Discounter den Ruf der bekannten Marke und verunsichert die Konsumenten», behauptet Rothmund.
Preisersparnis bei Denner von 28 bis 54 Prozent
Seit mehreren Jahren führt Denner zu Weihnachten, Ostern und Muttertag Aktionen durch mit Markenparfüms zu Schnäppchenpreisen. Gegenwärtig bietet der Discounter 18 Damen- und 15 Herrenparfüms an – solange der Vorrat reicht. 40 bis 60 Prozent günstiger als bei Globus, Jelmoli, Manor und Marionnaud sollen die exklusiven Düfte sein.
saldo hat den Preisvergleich nachgeprüft und festgestellt, dass die Differenzen – je nach Konkurrent – geringer ausfallen als in der Werbung versprochen. Ferner hat Denner die Coop-Tochter Import Parfumerie mit ihren Tiefpreisen ausser Acht gelassen. Aber auch wenn man Angebote von Denner mit solchen der nächstgünstigeren Konkurrenz vergleicht, bleibt eine Preisersparnis von 28 bis 54 Prozent.
Wie ist das möglich? Denner gibt zu, dass die Parfüms aus dem Parallelimport stammen. Die Schweiz sei bei Luxusartikeln eine Hochpreisinsel. Die hiesigen Importeure würden gemäss Vorgaben der internationalen Parfümkonzerne die Richtpreise für den Fachhandel festlegen. Denner umgeht die hiesigen Händler und kauft bei Lieferanten im Ausland ein.
Ein Experte für Parallelimporte von Parfüms ist Alex Edelmann, Geschäftsführer der Kosmetikhandelsfirma Primecos AG. Er erklärt, dass viele Markenparfüms in der Schweiz trotz viel tieferem Mehrwertsteuersatz zu ähnlichen Preisen verkauft werden wie im europäischen Ausland. Die aus den tieferen Mehrwertsteuern resultierende Differenz werde oft vom Hersteller als zusätzliche Marge einbehalten. Für die Dumpingpreise von Denner hat Edelmann aber noch andere Erklärungen: Der Discounter gebe sich mit einer kleineren Marge zufrieden. Auch der tiefe Dollarkurs vergünstige zurzeit den Einkauf in den USA und anderen Ländern.
Aus eigener Erfahrung weiss Alex Edelmann auch, dass es im Ausland immer wieder Händler gibt, die grosse Posten von Parfüms zu vorteilhaften Preisen auf den Markt werfen. Ladenketten wie Denner würden aus solchen Kanälen Parfüms beziehen.
Hersteller wollen die Lieferanten von Denner herausfinden
Den Schweizer Markenvertretungen sind solche Parallelimporte ein Dorn im Auge. Zu gern wüssten sie, aus welchen Quellen die Ware stammt, damit sie gegen die Lieferanten vorgehen könnten. Doch das verhindern Spezialfirmen, aber auch Denner, indem sie die Codes, welche die Rückverfolgbarkeit der Parfüms sicherstellen, herausschneiden oder mit Spezialtinte unkenntlich machen.