Bücher: Das Geschäft mit der Angst
Die Angst vor Krebs lässt bei Ärzten die Kasse klingeln. Die Hamburger Professorin Ingrid Mühlhauser zeigt in ihrem Buch: Vorsorgetests bringen Patienten oft mehr Leid als Nutzen.
Inhalt
Gesundheitstipp 11/2017
07.11.2017
Sonja Marti, Redaktion Gesundheitstipp
Die Medizin hat die Kontrolle über das ganze Leben eines Menschen: Bereits beim Fötus machen Ärzte die ersten Tests. Später kontrollieren sie die Hüftgelenke von Babys. Kaum ist man erwachsen, kommen Tests am Gebärmutterhals oder an den Hoden hinzu. Ab Alter 35 folgen regelmässige Gesundheitschecks beim Arzt. Und später wird nach Krebs in der Prostata, den Brüsten oder im Darm gesucht.
Für die Gesundheitsindustrie ist das ein &s...
Die Medizin hat die Kontrolle über das ganze Leben eines Menschen: Bereits beim Fötus machen Ärzte die ersten Tests. Später kontrollieren sie die Hüftgelenke von Babys. Kaum ist man erwachsen, kommen Tests am Gebärmutterhals oder an den Hoden hinzu. Ab Alter 35 folgen regelmässige Gesundheitschecks beim Arzt. Und später wird nach Krebs in der Prostata, den Brüsten oder im Darm gesucht.
Für die Gesundheitsindustrie ist das ein gutes Geschäft. Doch es ist mehr als fraglich, ob die Tests den Patienten nützen. Das Leben verlängern sie nur selten. Zudem können sie schaden. Das zeigt die Hamburger Medizinprofessorin Ingrid Mühlhauser in ihrem Buch überzeugend auf.
«Unsinn Vorsorgemedizin» ist keine einfache Lektüre. Die Autorin argumentiert mit vielen Zahlen und Studien. Die grosse Bandbreite an Themen macht es den Leserinnen und Lesern manchmal schwer, sich im Buch über einzelne Untersuchungen vertieft zu informieren. Doch Mühlhauser geht es nicht nur darum, Patienten beim Entscheiden für oder gegen einen bestimmten Test zu helfen. Sie will vielmehr den Vorsorge-Boom hinterfragen und Patienten wie auch medizinische Fachleute zu kritischem Denken anregen. Das gelingt ihr hervorragend.
Empfehlenswert
Ingrid Mühlhauser: «Unsinn Vorsorgemedizin», Rowohlt Taschenbuch Verlag, ca. Fr. 15.–