Algorithmen suchen  nach Informationen, zeigen den Weg von A nach B. Sie beeinflussen, welches Buch man liest, ­welchen Film man schaut und welche Musik man hört. Sie beur­teilen die Kreditwürdigkeit und haben zunehmend Einfluss darauf, welcher Bewerber eine begehrte Stelle bekommt. Sogar die Liebes- und Lebenspartner lassen sich per Algorithmus vermitteln.

Aber was ist ein Algorithmus? «Eine Reihe von Vorschriften, bei der jeder Schritt klar definiert ist. Ein Rezept eben», schreibt ­Wissenschaftsjournalist und Buchautor Christoph Drösser. Der ehemalige Redaktor der «Zeit» bietet in seinem Buch «Total berechenbar?» eine Tour d’horizon durch die Welt der mathematischen Gleichungen. 

Massgeschneiderte Serien für die Kunden

Mal anekdotisch, mal po­pulärwissenschaftlich schildert Drösser, wie die Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin die ersten Algorithmen entwickelten, wie sie sie verfeinerten und wieder verwarfen. Oder wie die Unterhaltungsfirma Netflix massgeschneiderte Serien für ihre Kunden herstellt – indem sie mittels Algorithmen akribisch Daten über das Nutzungsverhalten ihrer Abonnenten sammelt und auswertet.Und nicht zuletzt beschreibt Christoph Drösser, wie die Algorithmen auch die ­Finanzmärkte beherrschen. Kurz: «Algorithmen sind die neue Weltmacht.»

Tröstlich bleibt laut dem Autor, dass «sowohl Gesetze wie Algorithmen von Menschen geschrieben werden». Der Unterschied liege darin, dass Gesetze der kollektive Ausdruck einer Gesellschaft seien. «Algorithmen aber werden von Ingenieuren geschrieben. Das sind keine Vertreter der Gesellschaft, sondern sie handeln im Dienst einer Firma.»

Weder ist das vorliegende Buch ein Manifest gegen ­bedrohliche Algorithmen, noch bejubelt es die Segnungen der Computerverfahren, ohne ihre Schattenseiten zu sehen. Drösser betreibt Aufklärung – und das ist bitter nötig.

Christoph Drösser, «Total berechenbar?», Hanser, 252 Seiten, ca. Fr. 26.–