Werber sind bedauernswerte Gesellen. Tagein, tagaus müssen sie um die Aufmerksamkeit des Publi­kums kämpfen. Nicht für sich, sondern für die Produkte ihrer Kunden. 

So verwundert es nicht, dass sie mitunter auf verquere Ideen kommen. Und zur Realisierung auf willige Zeitungen angewiesen sind. Das sind jene, die Gratis­zeitungen genannt werden. 

Werbung in Blättern zu platzieren, in denen sowieso fast alles Reklame ist, scheint sehr anspruchsvoll. Denn mit einem zusätzlichen Inserat auffallen ist fast unmöglich. Es sei denn, eine Werbeagentur habe eine Erleuchtung. 

Abendzeitung erscheint am Morgen

Beispiel «Blick am Abend»: Im Dienst des Werbekunden Samsung erschien das Blatt am 10. April schon am Morgen. Das ist in den Augen der meisten Leser zwar unwichtig, in der Werbebranche aber gilt das als ordentlich hochgelegte Latte im Kampf um Aufmerksamkeit.

Ein anderer Werber kam auf die Idee, in «20 Minuten» die gleiche Zeitungs­seite zweimal erscheinen zu lassen. Einmal war auf der Seite 5 die hochrelevante ­Geschichte eines Ehekrachs zu lesen: «Ehefrau auf Facebook als HIV-positive Dirne betitelt.» Nach dem Umblättern folgt die gleiche Seite nochmals, diesmal fällt ein Pfirsich durch den redaktionellen Text und pulverisiert ihn. Unten an der Seite dann noch die Botschaft: «Entdecke Rivella Pfirsich.» 

Das tönt reichlich umständlich – und ist es auch. Kaum ein Leser wird verstanden haben, was genau das neue Rivella mit der verleumdeten Ehefrau zu tun hat. Nämlich nichts.

Das Ganze ist nur ein ­weiterer sauglatter Versuch, im redaktionellen Teil zu werben. Das Beispiel zeigt aber schön: Wer zahlt, herrscht auch über den journalistischen Teil dessen, was von einigen Tageszeitungen noch übrig geblieben ist. Hauptsache, die Leser können die Werbung nicht übersehen.