«Attraktive» Obligationen von Folli Follie sind ein Reinfall
UBS und Credit Suisse brachten Ende 2017 eine Obligation des griechischen Schmuckhändlers Folli Follie auf den Markt. Bereits ein halbes Jahr später war das Geld der Anleger in höchster Gefahr.
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K-Geld 06/2018
05.12.2018
Ernst Meierhofer
Die Banken UBS und Credit Suisse (CS) gaben im November 2017 für 150 Millionen Franken eine neue Obligation der griechischen Modeschmuckfirma Folli Follie heraus. Das Darlehen läuft bis November 2021 bei 3,25 Prozent Zins. Die CS bezeichnete die Papiere als «attraktiv» und bot sie Pensionskassen, Vermögensverwaltern und Betreibern von 3a-Vorsorgefonds an. Auch den eigenen Kunden empfahl die CS diese Obligation.
Bald darauf nahm der kleine US...
Die Banken UBS und Credit Suisse (CS) gaben im November 2017 für 150 Millionen Franken eine neue Obligation der griechischen Modeschmuckfirma Folli Follie heraus. Das Darlehen läuft bis November 2021 bei 3,25 Prozent Zins. Die CS bezeichnete die Papiere als «attraktiv» und bot sie Pensionskassen, Vermögensverwaltern und Betreibern von 3a-Vorsorgefonds an. Auch den eigenen Kunden empfahl die CS diese Obligation.
Bald darauf nahm der kleine US-Hedge-Fund Quintessential Capital Management den Detailhändler für Schmuck und Accessoires unter die Lupe und erhob am 3. Mai gravierende Vorwürfe: Folli Follie habe im Jahresbericht 2017 die Zahlen der Verkaufsstellen massiv übertrieben. Und der Umsatz in Asien sei etwa zehnmal kleiner als angegeben. Das liess den Börsenkurs der Folli-Follie-Obligation einbrechen, aktuell liegt er noch bei rund 8 Prozent des Nominalwerts.
Die Vorwürfe trafen voll ins Schwarze. Inzwischen ermitteln die griechischen Behörden wegen Manipulation und Betrug. Die Schweizer Obligationäre sind sauer – und erheben schwere Vorwürfe: «Wenn Folli Follie die eigenen offiziellen Zahlen so offensichtlich manipulierte, hätten das die Spezialisten der beiden Grossbanken auch sehen müssen», sagte eine Gruppe Betroffener zu K-Geld.
Zurzeit laufen Rettungsversuche, um das Unternehmen am Leben zu erhalten. Aber bei solchen Umstrukturierungen müssen Obligationäre nicht selten einen ansehnlichen Teil ihres Investments abschreiben.
Die zwei Grossbanken hingegen verdienten an den Obligationen prächtig – laut einem offiziellen Dokument 1,625 Millionen Franken. Die beiden Banken sagen, bei Bilanzfälschungen würden auch die Banken getäuscht.