Zu hohe Kosten drücken auf die Altersrente
Jeden Monat zahlen Angestellte in die Pensionskasse ein. Nur gerade zwei Drittel davon werden auf die hohe Kante gelegt. Die Verwaltungskosten sind zu hoch. Das schmälert das Alterskapital.
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saldo 17/2002
23.10.2002
Rund 5 Prozent des Lohnes werden Monat für Monat jedem Arbeitnehmer in der Schweiz für die Pensionskasse abgezweigt. Nochmals denselben Betrag bezahlt der Betrieb. Doch kaum jemand weiss, was mit seinem sauer verdienten Geld genau passiert. Das heisst: Jeder ist überzeugt, dass die Profis von den Pensionskassen den grösstmöglichen Altersbatzen herausholen.
Pensionskassen lassen sich nicht in die Bücher blicken
saldo wollte wissen, wie hoch die Renditen...
Rund 5 Prozent des Lohnes werden Monat für Monat jedem Arbeitnehmer in der Schweiz für die Pensionskasse abgezweigt. Nochmals denselben Betrag bezahlt der Betrieb. Doch kaum jemand weiss, was mit seinem sauer verdienten Geld genau passiert. Das heisst: Jeder ist überzeugt, dass die Profis von den Pensionskassen den grösstmöglichen Altersbatzen herausholen.
Pensionskassen lassen sich nicht in die Bücher blicken
saldo wollte wissen, wie hoch die Renditen der Pensionskassen sind und welchen Teil der einbezahlten Beiträge sie für die Administration abzweigen. Die Antworten auf diese Fragen müssten eigentlich aus jeder seriösen Buchhaltung hervorgehen. Trotzdem waren die Angaben der Kassen pauschal und liessen keine Vergleiche zu.
Wen wunderts, dass bereits die nationalrätliche Subkommission zur beruflichen Vorsorge in ihrem Bericht zur ersten Gesetzesrevision feststellen musste, dass «von den Lebensversicherern keine überzeugenden Antworten auf Fragen nach Verwaltungskosten, der Berechnung von Überschussbeteiligungen und der Performance des Vorsorgevermögens zu erhalten waren».
Immerhin so viel ist bekannt: Von den jährlich einbezahlten 30 Milliarden Franken Pensionskassengeldern fliessen 20 Milliarden in den Alterssparteil. 6 bis 7 Milliarden kosten die Versicherungsprämien für Invaliden- und Witwenrenten, 3 bis 4 Milliarden werden für Verwaltungskosten abgezweigt. Bei den beiden Bereichen Verwaltungskosten und Risikoprämien handelt es sich um grobe Annahmen. Wie viel tatsächlich wohin fliesst, bleibt für die Versicherten ein Geheimnis. Die Differenzen bei den einzelnen Pensionskassen sind enorm.
Stefan Thurnherr vom Vermögenszentrum VZ in Zürich bestätigt: «Man weiss nie genau, welche Dienstleistung zu welchem Preis angeboten wird.» Er spricht aus Erfahrung. Thurnherr: «Wir holen jeweils für kleine und mittlere Firmen Offerten ein. Dabei konnten wir in der Regel die Preise für gleiche Leistungen der Pensionskassen um 20 Prozent drücken.» Konkret heisst das: Für die Angestellten ist der Altersbatzen entsprechend höher.
Verwaltungskosten bei der AHV und IV deutlich tiefer
Die jüngste Erhebung des VZ vom Frühjahr dieses Jahres zeigt das Ausmass. Der Unterschied zwischen der günstigsten und der teuersten Offerte betrug fast 70 Prozent oder 1695 Franken je Versicherten und Jahr.
Vor allem die Verwaltungskosten sind ein Buch mit sieben Siegeln. Gemäss den Abklärungen des Bundesamtes für Sozialversicherung im Jahre 1998 betragen sie im Schnitt pro Versicherten 740 Franken. Gemäss VZ variieren diese Abzüge je nach Versicherung zwischen 130 und 1000 Franken pro Person. Sie dürften aber gemäss Stefan Thurnherr 400 bis 500 Franken nicht übersteigen.
Für Experten ist unbestritten, dass die Pensionskassen ihre Verwaltungskosten massiv senken könnten. Deutlich macht das ein Vergleich mit der AHV/IV: Diese bewältigt mit jährlichen Einzahlungen von 30 Milliarden Franken etwa dasselbe Volumen wie die Pensionskassen - hat aber doppelt so viele Rentenbezüger zu betreuen. Dennoch verursachte sie im Jahr 2000 mit ihren über 100 Ausgleichskassen bloss 380 Millionen Franken Verwaltungskosten. Das sind pro Beitragszahler jährlich rund 100 Franken oder 1,56 Prozent der Einnahmen. Also massiv weniger als die 5 bis 15 Prozent, welche die Pensionskassen ihren Versicherten von den Prämien für Verwaltungskosten abziehen.
Reduktion der Kosten durch neue staatliche Kasse
Auf den Versicherungen lastet der Verdacht, sie hätten in der Verwaltung von Pensionskassengeldern Milliardengewinne in die eigene Tasche gesteckt. Deshalb will die Sozialkommission des Nationalrats jetzt die Versicherungen zu nachvollziehbaren Abrechnungen verpflichten. Sowohl Bürgerliche wie auch Linke forderten in den letzten Tagen, dass diese im Rat unbestrittenen Bestimmungen vom Ständerat auf den 1. Januar in Kraft gesetzt werden. Doch am 16. Oktober lehnte die ständerätliche Kommission diesen Wunsch deutlich ab.
Kein Verständnis dafür hat der Basler SP-Nationalrat und Pensionskassen-Spezialist Rudolf Rechsteiner: «Verwaltungskosten müssen klar beziffert und viel detaillierter aufgeschlüsselt werden. Zudem ist es zur Reduktion der Kosten nötig, eine mit der Suva vergleichbare Kasse für kleine und mittlere Betriebe aufzubauen.»
Max Fischer
Der Zinseszins macht es aus
Experten sind sich einig: Die Pensionskassen könnten die Verwaltungskosten deutlich reduzieren. Und auf die Höhe des Alterskapitals hätte dies grosse Auswirkungen: Wer 40 Jahre lang erwerbstätig ist und in dieser Zeit durchschnittlich 4600 Franken pro Monat verdient, hätte bei einer Reduktion der Kosten um 300 Franken pro Jahr bei der Pensionierung 30 000 Franken mehr Kapital gespart.