Antonia Georgina Barrios Sánchez (57) lebt mit ihrem Sohn Miguel Ángel (20), ihrer verheirateten Tochter Paola García Barrios (31) und Enkel Manuel Alejandro (9) im ­Süden Mexikos. Zwei ihrer fünf Kinder sind in die USA ausgewandert. Eine Tochter wohnt in der 650 Kilometer entfernten Stadt Santiago de Querétaro. 

Antonia lebt von ihrem Mann getrennt. Sie arbeitet unter der Woche als Haushälterin, am Samstag verkauft sie gebrauchte Kleider auf dem Markt. Paola ist Verkäuferin. Ihr Mann arbeitet auswärts und zahlt monatlich 120 Franken für Manuel. Miguel Ángel macht ein Ingenieurstudium. Die Familie baute ihr Haus ohne Bewilligung, später wurde es legalisiert. Das Geld für den Bau erhielt die Familie von einer Organisa­tion, die einer politischen Partei nahesteht. Als Gegen­leistung wird erwartet, dass Antonia und ihre Kinder deren Politiker unterstützen.

Finanzielle Situation

Haushaltseinkommen pro Monat: zwischen 550 und 580 Franken

Kosten fürs Wohnen pro Monat: Das Haus gehört der Familie, die Unterhaltskosten sind gering

Kosten für die Krankenversicherung: Die Familie ist kostenlos staatlich ­krankenversichert. Medikamente ­werden aber nur zum Teil vergütet

Steuern pro Jahr: Keine

Sind Sie mit der Wohnsituation zufrieden?

Antonia: Ja. Wir fühlen uns sicher, obwohl es in der Umgebung gefährlich ist. Man kennt uns, deshalb passiert uns nichts.

Was gibt es heute zum Abendessen?

Antonia: Wir essen nur etwas süsses Brot, trinken Tee und Atole, ein Maisgetränk. Am Nachmittag gab es Suppe, Fleisch mit Sauce und Früchten.

Warum arbeiten Sie als Haushälterin und Verkäuferin?

Antonia: Ich hatte keine Alternative.

Paola: Ich arbeite in einem Kiosk in der Schule meines Sohnes. So sehe ich Manuel ab und zu und kann ihn auf dem Schulweg begleiten.  

Wie viel Zeit brauchen Sie zur Arbeit?

Antonia: Eine Stunde hin und eine zurück.

Paola: Zehn Minuten.

Wie lange arbeiten Sie?

Antonia: Unter der Woche arbeite ich halbtags. Am Samstag stehe ich den ganzen Tag auf dem Markt.

Paola: Ich arbeite nur am Morgen, damit ich mehr Zeit für meinen Sohn habe.

Welche Verkehrsmittel benutzen Sie?

Antonia: Meistens Busse.

Wo verbrachten Sie Ihre letzten Ferien?

Antonia: Ich nehme im Dezember jeweils eine Woche frei. Dann besuche ich meine Tochter in Querétaro. 

Paola: Ich habe die Familie meines Mannes in Mérida auf der Halbinsel Yukatan besucht.

Sparen Sie Geld?

Antonia: Wir versuchen es. Wir brauchen aber viel Geld, um teure Medikamente für meine schwerkranke Mutter zu kaufen.

Welchen Luxus leisten Sie sich?

Paola: Wir besitzen einen Fernseher, eine Waschmaschine, einen Kühlschrank und einen Computer. Dieser ist aber kein Luxusartikel. Mein Bruder braucht ihn fürs Studium.