Viele Tierärzte empfehlen Hunde- und Katzenhaltern starke Insektengifte gegen Zecken und Flöhe. Sie orientieren sich dabei an Empfehlungen der Vereinigung der Veterinärparasitologen. Diese sehen für Tiere mit Auslauf eine Behandlung von März bis November vor. Möglich ist das mit Halsbändern oder auf das Fell geträufelten Tropfen.
Zwanzig Mittel gegen Parasiten auf dem Schweizer Markt enthalten die Insektengifte Fipronil oder Imidacloprid. Der Tierkörper nimmt diese Stoffe auf und verteilt sie auf Haut und Haaren. Folge: Zecken und Flöhe sterben, sobald sie das Gift aufnehmen.
In der Landwirtschaft sind Fipronil und Imidacloprid seit fünf respektive drei Jahren verboten. Denn sie schädigen auch Nützlinge wie Bienen und Wasserinsekten. Im Haushalt allerdings dürfen sie noch eingesetzt werden – obwohl sie ein Risiko für Menschen sein können.
Gemäss der Zulassungsbehörde Swissmedic gingen über die Notfallnummer 145 der Tox-Info Suisse in den letzten fünf Jahren 32 Meldungen dazu ein. Unter anderem gab es leichte Vergiftungen bei Kindern, welche die Mittel über den Mund aufnahmen. In den meisten Fällen kamen die Betroffenen aber über die Haut in Kontakt mit dem Mittel, so etwa beim Streicheln oder Schlafen mit frisch behandelten Tieren.
Gifte noch Wochen später im Haushalt nachweisbar
Neuere Studien weisen auf langfristige Gefahren für Menschen hin. Denn die Stoffe sind noch mehrere Wochen nach der Behandlung in den Haushalten präsent. Fipronil steht im Verdacht, Krebs zu erzeugen. Der Stoff kann die Plazentaschranke zum Embryo überwinden und negative Auswirkungen auf die Gesundheit von Kindern haben.
Imidacloprid kann das Hormonsystem schädigen und bei Schwangeren den Zuckerhaushalt stören. In Tierversuchen beeinträchtigte der Stoff die Fortpflanzungsfähigkeit.
Tierarzt Rolf Frischknecht aus Laupen BE kritisiert den flächendeckenden Zecken- und Flohschutz mit solchen Substanzen: «Die Gefahr für Menschen und Umwelt ist grösser als der mögliche Nutzen.»
Die Vereinigung der Veterinärparasitologen sagt, Swissmedic gewährleiste, dass nur sichere Heilmittel erhältlich seien. Zudem seien die Mittel mit Warnungen versehen.
Tatsächlich warnt der Beipackzettel von Zeckenmitteln mit Imidacloprid, dass Kinder frisch behandelte Tiere nicht anfassen sollten. Auch die Schädlichkeit für Föten wird erwähnt. Schwangeren Frauen wird daher abgeraten, das Mittel anzuwenden.
Der giftige Zeckenschutz für Heimtiere gibt auch in der Session im Ständerat zu reden. Jakob Stark (SVP) will den Einsatz der Mittel stark einschränken oder gar verbieten.
Tierärzte empfehlen als Alternative pflanzliche Produkte wie Duftstoffe oder Öle. Diese haben eine vorbeugende, abstossende Wirkung. Hunde sollten nach jedem Spaziergang untersucht und Zecken mit einer Zeckenzange entfernt werden.