Inmitten von Bergwiesen liegt Kotschkor, ein Städtchen mit rund 10 000 Einwohnern. Der Ort ist ein beliebter Ausgangspunkt für Trekkingtouren und bekannt für seine kunstvoll verarbeiteten Filzteppiche, die sogenannten Shyrdaks. Dinara Nurman-betowa arbeitet in einer Kooperative, welche diese Teppiche herstellt. Die 39-Jährige wohnt mit ihrem Mann Zhodar (40) und den drei Söhnen Aibek (13), Nazbek (12) und Altynbek (3) in einem kleinen Haus mit Obst- und Gemüsegarten. Die Eltern träumten einst von einem Leben in der Grossstadt – heute wohnen sie auf dem Land. Zhodar arbeitet Teilzeit als Lastwagenfahrer und besorgt meist den Haushalt. Die älteren Söhne gehen in die Schule. Der Kleinste ging diesen Herbst das erste Mal in eine Kindertagesstätte. 

Finanzielle Situation

Haushaltseinkommen: 320 Franken pro Monat, wenn beide Ehegatten arbeiten

Kosten fürs Wohnen: 10 Franken pro Monat für Strom, 6 Franken pro Jahr fürs Wasser

Kosten für Krankenversicherung: Keine, die Familie ist nicht krankenversichert.

Steuern pro Jahr: Die Einkommens- und Grundsteuer beträgt rund 325 Franken.

Sind Sie mit Ihrer Wohnsituation zufrieden?

Zhodar: Ja. Wir erbten das Haus von meinen Eltern. Wir würden es aber gern ausbauen.

Was gibt es heute zum Abendessen?

Dinara: Gefüllte Paprikaschoten mit Hack-fleisch. Das wünschten sich meine Buben.

Was hat Ihre Berufswahl bestimmt?

Dinara: In der Kooperative suchten sie jemanden mit Englischkenntnissen. Da ich kirgisische Filzteppiche liebe, bewarb ich mich. Inzwischen arbeite ich schon 16 Jahre im Betrieb.

Zhodar: Ich hatte die Möglichkeit, in der Forstwirtschaft zu arbeiten. Ich entschied mich aber für die Selbständigkeit, weil sie mir ein besseres Einkommen bot.

Wie lange ist Ihr Arbeitsweg? 

Dinara: Morgens gehe ich zu Fuss, das dauert etwa 20 Minuten. Abends nehme ich ein Taxi. 

Wie lange arbeiten Sie?

Dinara: Acht Stunden am Tag, manchmal länger. Unser Geschäft ist nur in der Touristensaison von April bis Oktober geöffnet. 

Zhodar: Als Lastwagenfahrer habe ich ungeregelte Arbeitszeiten. Die meisten Aufträge erhalte ich im Herbst und Winter. Den Rest des Jahres bin ich Hausmann. 

Wo verbrachten Sie Ihre letzten Ferien?

Dinara: Wir waren am Gebirgssee Issyk Kul im Norden Kirgisistans. Der See friert nie zu, wegen seines leichten Salzgehalts und der warmen Quellen am Seegrund nicht einmal im Winter. Leider sind unsere Ferien stets kurz. Zu Hause gibt es immer viel zu tun.

Sparen Sie Geld?

Zhodar: Ja, von unseren Ersparnissen kaufte ich einen Lastwagen. 

Wie hat Corona Ihr Leben verändert?

Dinara: Alles hat zwei Seiten. Finanziell traf uns die Coronapandemie hart, da die Touristen zeitweise wegblieben. Gleichzeitig hatten wir aber mehr Zeit füreinander. Die Pandemie brachte uns als Familie näher zusammen.