Luz Maria Catchotis lebt mit ihrem Mann Gustavo, Sohn Nicolas und dessen ­Freundin Daniela ausserhalb von Cali, der drittgröss­ten Stadt Kolumbiens.

Die Familie Catchotis lebt seit 17 Jahren auf einem Hügel vor Cali in einem selbstgebau­ten, zweistöckigen Haus aus Bambus und Zement. In den Hauswänden haben sie Fla­schenböden aus Glas einge­mauert – Fenster und Kunst in einem. Luz (47) ist gelernte Krankenschwes­ter, ihr Mann Gustavo (49) arbeitet als Infor­matiker. 

Seit der Corona-­Ausgangssperre von Ende März wohnt auch Daniela (20), die Freundin von Sohn Nicolas (22), im Haus. Nicolas studiert Multimedia-Management, Daniela Modedesign. Zu essen gibt es vor allem, was im Garten wächst: Bananen, Tomaten, Avoca­dos und Rüebli. Der nächste Lebensmittel­laden liegt 40 Gehminuten entfernt, der Bus fährt nur alle 90 Minuten ins Stadtinnere. 

Finanzielle Situation

Haushaltseinkommen:  750 Franken pro Monat

Kosten fürs Wohnen:  Das Haus gehört der Familie. Der Strom kostet drei Franken im Monat.

Kosten für die Krankenversicherung: 65 Franken pro Monat für eine private Krankenkasse. Die Leistungen der kostenlosen staatlichen Versicherung sind eher dürftig. 

Steuern: 975 Franken pro Jahr

Sind Sie mit Ihrer Wohnsituation zufrieden?

Luz: Ja, sehr. Wir haben diese einfache Lebensform bewusst gewählt und uns Schritt für Schritt ein kleines Paradies aufgebaut.

Gustavo: Zum Glück sind wir aus der Stadt gezogen. Wir sind jetzt viel weniger gestresst.

Was gibt es heute zum Abendessen?

Luz: Reis, gekochte Eier, Randen-Karotten-Salat mit Avocado und Crevetten von gestern. Dazu gibts frischgepressten Tomatensaft.

Wie sind Sie zu Ihren Berufen gekommen?

Gustavo: Ich wollte schon als Junge mit Computern arbeiten. Schön, hats geklappt!  

Luz: Nach der Geburt von Nicolas fand ich keine Stelle als Krankenschwester. Ich arbeitete als Schuhverkäuferin. Heute berate ich Behörden und Privatpersonen in Umwelt­fragen.

Wie lange arbeiten Sie?

Gustavo: Achteinhalb Stunden pro Tag, fünf Tage pro Woche.

Luz: Ich habe keinen festen Arbeitsplan.

Wie lange ist Ihr Arbeitsweg?

Luz: Ich arbeite zu Hause.

Gustavo: Mit dem Bus ungefähr 45 Minuten. 

Welche Verkehrsmittel benützen Sie?

Luz: Den Gemeinschaftsfahrdienst in der Nachbarschaft und den Bus.

Wo haben Sie die letzten Ferien verbracht?

Luz: Wir waren Ende August in der Umgebung von Cali unterwegs. Wir verbringen die Ferien immer in Kolumbien. Wegen Corona durften wir die Provinz dieses Jahr nicht verlassen.

Sparen Sie Geld?

Gustavo: Ja, wir sparen für ein Auto.

Welchen Luxus leisten Sie sich?

Luz: Wir gehen hie und da auswärts essen.

Wie hat Corona Ihren Alltag verändert?

Luz: Als die Läden wegen der Ausgangssperre geschlossen waren, fragten mich die Leute öfter, wie man eigenes Gemüse anbaut.

Gustavo: Ich arbeite jetzt von zu Hause aus.