Die Werbung macht unrealistische Versprechen. Das wird immer wieder ­kritisiert. Mag sein. Aber manchmal dürften es für mich ein paar schöne Worte mehr sein. Auch wenn diese erstunken und erlogen sind. Zum Beispiel, wenn ich morgens gut gelaunt unter der Dusche stehe. Denn was ich da auf den Verpackungen lese, ist einfach nur deprimierend. «Gegen kaputtes, splissanfälliges Haar.» «Gegen juckende Kopfhaut.» «Gegen Cellulite.» Besser wird es auch nicht, wenn ein Duschgel oder Shampoo «für» etwas ist. «Für fettiges Haar.» «Für sehr trockene Haut.» «Für die Anwendung bei Akne.»

Aber egal ob «für» oder «gegen»: Morgens um acht Uhr will ich einfach nichts über ­fettiges, kaputtes Haar, Schuppen, Akne oder Cellulite hören. Ich will nicht als defizitäres, problembehaftetes Wesen in den Tag starten. Ich möchte gern wunderschönes, zart duftendes Haar haben und eine seidenweiche, gesunde Haut, die fast so wunderbar strahlt wie mein Lächeln.

Ich studierte einmal ein paar Semester ­Pädagogik an einer Musikhochschule. Dort lernten wir unter anderem, positive Anreize zu schaffen, um die Schüler zu motivieren. Hätte ich da meinen Gitarren-Kids einen Kurs geboten «gegen Wurstfinger, die immer die falsche Saite drücken», «gegen zu blöd sein zum Notenlesen»? Sicher nicht. Auch schwierigen Fällen sagte ich: «Du wirst mal eine ­Gitarrengöttin.» Oder: «Du wirst mal spielen wie Slash von Guns n’ Roses.» War es immer wahr? Natürlich nicht. Aber die Kinder waren total motiviert und hängten sich richtig rein. Und ein paar davon wurden später ­richtig gute Musiker.