Internetplattformen wie Wish oder Ebay sind rund um die Uhr geöffnet und die Preise der Produkte oft günstig. Auf diesen Internetmarktplätzen bieten verschiedenste Händler ihre Waren an. Die Plattformen übernehmen keine Verantwortung für mangelhafte Ware.
Doch mit der Qualität steht es nicht zum Besten. Das zeigt eine Stichprobe der internationalen Testorganisation ICRT. Der Zusammenschluss von weltweit 35 Konsumentenschutzorganisationen, darunter auch der Verlag von saldo, nahm 250 Produkte der fünf Internetmarktplätze Wish, eBay, Amazon, AliExpress und LightInTheBox unter die Lupe. Die Produkte stammten unter anderem aus den Bereichen Elektronik, Spielzeug, Kosmetik und Bekleidung.
Ergebnis: 66 Prozent der Ware war mangelhaft (siehe Tabelle im PDF). Und: Ein Markenname ist keine Garantie für ein gutes Produkt. Die Gründe: Erstens sind die Markenerzeugnisse von sehr unterschiedlicher Qualität, und zweitens werden Produkte teilweise unter falschem Namen verkauft. Einige Beispiele:
USB-Ladegeräte: Die britische Konsumentenzeitschrift «Which?» kaufte je 12 Powerbanks, Reiseadapter und USB-Ladegeräte bei AliExpress, Amazon, Ebay und Wish ein: 26 fielen im Test durch. Das Problem: Sie können überhitzen oder bei Gebrauch einen elektrischen Schlag auslösen. Die «Urban Revolt Primo Powerbank 2200» von Trust etwa begann beim Laden zu schmelzen.
Rauchmelder: Keine gute Idee ist auch der Kauf von Rauchmeldern oder Kohlenmonoxidwarnern auf der Plattform Ebay. Keines der 11 von «Which?» untersuchten Produkte funktionierte im Notfall: Die Rauchmelder schlugen bei Rauch keinen Alarm, und die Kohlenmonoxidmelder warnten nicht bei einem Anstieg des Kohlenmonoxidgehalts in der Luft.
Ferngläser: 16 von 17 Ferngläsern von Ebay enthielten in einer Untersuchung der deutschen Stiftung Warentest schädliche Substanzen – etwa polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe oder Chlorparaffine. Beide gelten als möglicherweise krebserregend. Nur das «10 x 30 IS II Fernglas» von Canon funktionierte gut und war frei von Schadstoffen.
Kosmetik: Die niederländische Konsumentenzeitschrift «Consumentengids» testete 11 Produkte, welche die Zähne weisser machen sollen. Alle fielen durch. Grund: Viele enthielten zu viel Wasserstoffperoxid. Dies kann zu Reizungen führen und die Gesundheit schädigen. Die Holländer hatten eigentlich 16 Produkte bestellt – 5 wurden aber nicht geliefert.
LED-Leuchtketten: Bei der auf Ebay gekauften Leuchtkette «10-100M LED String Fairy Lights Plug Mains 8Model 220V Outdoor Christmas Tree UK» schmolz der Stromanschluss, wie «Which?» schreibt. Und bei der «Mains Powered LED Indoor Outdoor Christmas Tree Lights Xmas String Fairy UK Plug» bestand die Gefahr eines Stromschlags.
Spielzeug: Naphthalin ist ein polyzyklischer aromatischer Kohlenwasserstoff. Er steht unter dem Verdacht, Krebs zu erzeugen. In fünf bei Amazon bestellten Spielfiguren mit akustischen Effekten massen die Experten kritische Mengen des Gifts: Im Drachen «Ohnezahn» von Spin Master, dem Roboter «Marvell» von Revell, der «Eiskönigin Elsa» von Hasbro, dem «Esel Emmi» von Sterntaler sowie der Plüschkatze «Tip Tap» von Vtech. Vermutlich gelangte der Stoff über Weichmacheröle oder Farbstoffe in die Produkte. Kinder können das Naphthalin beim Spielen über den Mund oder die Haut aufnehmen. Polyzyklischer aromatischer Kohlenwasserstoff enthielt auch das «Einhorn Theodor» von Nici.
Raus aus dem Sortiment – rein ins Sortiment
In der Regel haben die Onlinehändler die mangelhaften Produkte entfernt. Amazon reagierte am schnellsten. Aber: In einigen Fällen stellte sich auch heraus, dass entfernte Produkte später unverändert wieder angeboten wurden. Dies ist nicht neu. Die Zeitschrift «Which?» nennt als Beispiel einen Autokindersitz, welcher 2015 beim Sicherheitstest durchgefallen war. Dieser wurde in den letzten Jahren immer wieder auf verschiedenen Onlinemarktplätze angeboten – und bei Ermahnung der Konsumentenschützer dann wieder entfernt.