Deutschland hat der Welt viele gute ­Sachen beschert: Hanuta, Haribo und die Milchschnitte. Und natürlich Aldi. Ich bin jedes Mal überrascht, wenn ich vor der Aldi-Kasse stehe und die Kassiererin für drei volle Einkaufssäcke weniger als 100 Franken verlangt.

Bei Aldi kaufe ich alles ein – ausser Obst und Gemüse. Denn in meiner Filiale gibt es ein Plakat: «Berühren der Lebensmittel verpflichtet zum Kauf.» Leider gehöre ich zu den Leuten, die alles berühren müssen. Und da würde selbst der Einkauf im Aldi sehr teuer.

Vergangene Woche war ich mit meinem Sohn im Aldi. Ich schärfte ihm ein, das Obst und Gemüse nicht anzufassen und einen ­weiten Bogen darum zu machen. Ich fühlte mich wie Gott, der zu Adam und Eva sprach: «Berühret nicht den Apfel, sonst müsst ihr ihn bezahlen!»

Leider konnte der Sohnemann der Ver­suchung nicht widerstehen und hielt eine Melone in der Hand. Eine Honigmelone. Ich kaufte sie, wie vorgeschrieben.

Am Abend schickte ich Aldi einen Fragenkatalog. Ich will ja nicht, dass ich etwas ­Falsches mache. Der Pressesprecher antwortete dann ganz freundlich – sein Ton war nicht so forsch wie das Plakat im Laden. Die Verkäuferinnen und Verkäufer würden keine Kunden ahnden, wenn diese zum Beispiel ­einen Apfel anfassen und wieder ins Gestell zurücklegen. Und zudem gelte: Wenn Obst und Gemüse «unzulänglich, ungeniessbar oder defekt» seien, so dürfe man diese Produkte  ungestraft zurücklegen. 

Toll. Ab jetzt beisse ich probeweise in ­jeden Aldi-Apfel rein.