Unter dem Namen Wingo hat Swisscom ein neues Angebot lanciert: Für 75 Franken pro Monat gibt es Internet daheim mit der rasanten Übertragungsgeschwindigkeit von 250 Megabit pro Sekunde (Mbit/s). Für 14 Franken mehr pro Monat erhalten Kunden Digitalfernsehen mit 150 Sendern mit Aufnahmemöglichkeit. Wer will, bekommt ohne zusätzliche Kosten einen Festnetzanschluss (siehe Tabelle). Der Haken: Das Angebot ist Haushaltungen mit Glasfaseranschluss vorbehalten. 

Ende März hatte nur knapp ein Drittel aller Haushaltungen in der Schweiz Glasfaser. Mehr als zwei Drittel sind noch an Kupferleitungen angeschlossen. Damit liegt das Maximum beim Internetanschluss in der Regel bei 50 Mbit/s. 

Das kümmert die Swisscom nicht. Für das Internet-angebot «Vivo M» (ohne Festnetz) mit 50 Mbit/s und Digital-TV mit 100 Sendern (ohne Aufnahme) zahlen die Kunden happige 99 Franken. Das sind jeden Monat 10 Franken mehr als beim Wingo-Angebot – und das für einen Fünftel des Tempos, weniger TV-Sender und ohne Festnetzanschluss. 

Auch Kunden mit dem Kombiangebot «Vivo M» (mit Festnetz) haben gegenüber Wingo das Nachsehen: Im Preis von 129 Franken monatlich ist auch nur Internet mit 50 Mbit/s enthalten. Die gegenüber dem Wingo-Angebot zusätzlichen Fernsehsender und die Gratisanrufe ins Fest- und Mobilnetz können den Mehrpreis  von 40 Franken nicht aufwiegen.
Mit Wingo bietet die Swisscom den Glasfaser-Kunden überdies neu die Möglichkeit, einen reinen Internetanschluss zu abonnieren. Diese Option haben Kunden mit einer Kupferleitung nicht: Sie müssen den Internetanschluss mit Digitalfernsehen oder mit dem Festnetzanschluss – oder beidem – bündeln. 

Schnelle, günstige Wingo-Angebote in 77 Ortschaften
Wie rechtfertigt das Unternehmen die Preisdiskriminierung von Haushalten mit Kupferleitung? Laut Sprecherin Annina Merk will die Swisscom mit Wingo jene Kunden ansprechen, die bewusst auf gewisse Beratungen verzichten. Sie müssen sich bei Problemen Hilfe per Mail holen oder eine Hot­line für Fr. 1.50 pro Minute ab Festnetz anrufen. Alle anderne Kunden erhalten Unterstützung per Gratisnummer und in Swisscom-Shops. 

Und weshalb zwingt Swisscom die Kunden mit Kupferleitung zu Bündel­angeboten? Merk begründet dies damit, dass die Kunden es schätzten, alle Dienste aus einer Hand zu beziehen. Nur: Für Wingo gilt das offenbar nicht.

Laut der Wingo-Werbung verfügen aktuell 77 Städte und Gemeinden über ein Glasfasernetz. Neben allen grösseren Städten sind auch kleinere Gemeinden wie Pfyn TG oder Wallenried FR angeschlossen. Innerhalb der einzelnen Orte ist der Ausbaustand jedoch sehr unterschiedlich. 

Beim schnellen Internet hinkt Andelfingen ZH weit hinten nach: Diverse Swisscom-Kunden beklagten sich bei der Gemeindeverwaltung über langsames Internet und schlechten TV-Empfang. Im Februar traf sich der Gemeinderat mit der Swisscom. Resultat: In Andelfingen liegt die maximale Bandbreite bei 16 Mbit/s. Dieser eh schon tiefe Wert gilt nur in unmittelbarer Nähe der Swisscom-Zentrale. Je weiter entfernt von der Zentrale ein Haushalt liegt, desto dürftiger das Tempo.  

Laut Gemeindepräsident Hansruedi Jucker will Swisscom die Leistungs­fähigkeit des Netzes in Ortschaften wie Andelfingen frühestens in fünf Jahren verbessern. Das Unternehmen habe ihm mitgeteilt, zuerst seien dichter besiedelte Gebiete an der Reihe.

Unzufriedene Swisscom-Kunden verweist die Gemeinde an die Cablecom. Diese bietet in Andelfingen eine Bandbreite von bis zu 250 Mbit/s. Laut Sprecher Bernard Strapp teilt die ­Cablecom die Kunden nicht in verschiedene Klassen ein: «Allen stehen die gleichen Angebote zur Verfügung.»