Die Schweizer Bevölkerung soll sich nachhaltig und gesund ernähren. Dieses Ziel verfolgt der Bund mit seiner «Ernährungsstrategie 2017 bis 2024». Dazu gehört auch eine Reduktion des Fleischkonsums. Jeder Schweizer isst durchschnittlich 780 Gramm Fleisch pro Woche. Das ist dreimal mehr, als die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung als gesund einstuft. Der erhebliche Fleischkonsum steht auch im Widerspruch zur Pflicht der Regierung, den CO2-Ausstoss zu senken. Gemäss dem Umweltbericht des Bundes ist der Konsum von Fleisch und Fisch für rund sechs Prozent der Treibhausgas­emissionen verantwortlich.

Trotzdem unterstützt die Bundeskasse die Werbekampagne «Schweizer Fleisch – der feine Unterschied» mit fast sechs Millionen Franken pro Jahr. Hinter der Kampagne steht Proviande, der Branchenverband für Fleisch, dem auch Migros und Coop angehören. Die Werbegelder für Produkte aus der Landwirtschaft verteilt das Bundesamt für Landwirtschaft – es waren über 675 Millionen Franken in den vergangenen zehn Jahren. Fast ein Zehntel davon entfiel auf die Fleischwerbung. Organisationen wie Proviande reichen jährlich ein Gesuch mit einem Werbebudget ein.

«Viele verdienen an der Fleischproduktion mit»

Die widersprüchliche Förderpolitik des Bunds ist Umwelt- und Tierschützern ein Dorn im Auge. In den vergangenen Jahren forderten diverse parlamentarische Vorstösse eine Streichung der Subventionen für Fleischwerbung. Ohne Erfolg. Zuletzt lehnte der Bundesrat 2019 eine Motion von Balthasar Glättli (ZH, Grüne) ab – mit dem Argument: «Die Subventionen sind wichtig, um Konsumenten über die Vorteile von einheimischem Fleisch zu informieren.»

Für den Berner Bauern und Nationalrat Kilian Baumann (Grüne) ist klar, warum weiterhin Steuergelder in die Taschen von Proviande fliessen. Viele würden an der Fleischproduktion mitverdienen: Grossverteiler, Futtermittelproduzenten und Maststall­bauern. «Und alle tun ihr Möglichstes, damit der Fleischkonsum weiter angekurbelt wird.»