Die Nationalbank hat letzten Herbst die Banken entlastet. Für Guthaben, welche die Geldinstitute bei der Nationalbank parkieren, müssen sie nun weniger bezahlen. Der Ökonom Mathias Binswanger von der Fachhochschule Nordwestschweiz hat berechnet, dass die Banken rund 50 Prozent weniger zahlen müssen. Gemäss Binswangers Berechnungen müssen die Banken der Nationalbank nun statt zwei nur noch eine Milliarde überweisen: «Eine starke Entlastung.»  

Trotzdem verlangen immer mehr Banken von ihren Kunden Negativzinsen. Dabei handelt es sich um eine neue Gebühr auf den Guthaben auf dem Bankkonto. Am kundenfeindlichsten sind Banken des Bundes und der Kantone. 

Postfinance mit den höchsten Strafgebühren

Die Postfinance verlangt die höchsten Gebühren – nämlich 1 Prozent ab Guthaben von 250 000 Franken. Die Aargauer Kantonalbank verlangt am zweitmeisten (0,8 Prozent) – aber erst ab 2 Millionen Franken Kontoguthaben. Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) hat die tiefste Schwelle: Bei ihr müssen Kunden schon ab 100 000 Franken auf dem Konto mit 0,75 Prozent Zusatzgebühren rechnen.  

Dass ausgerechnet eine Kantonalbank wie die ZKB die Hürde für Strafzinsen derart tief ansetzt, ist stossend. Die Bank gehört dem Kanton Zürich und profitiert vom Privileg der Staatsgarantie. Das heisst: Wenn die Bank in Schwierigkeiten gerät, haften notfalls die Steuerzahler. Und die ZKB profitiert auch davon, dass sie weder dem Bund noch dem Kanton oder den Gemeinden Steuern zahlen muss. Die aktuellen Gewinne der Bank sind rekordhoch: Im ersten Halbjahr 2019 erzielte sie einen Gewinn von 418 Millionen Franken.

Mathias Binswanger sieht zurzeit keinen Grund, weshalb Bankkunden neben den üblichen Kontogebühren auch noch Negativzinsen zahlen sollten. Er geht davon aus, dass die Banken wegen des zunehmenden Konkurrenzkampfs auf dem Hypothekarmarkt nach neuen Einnahmequellen suchen.