Schullektionen, geschäftliche Meetings, Yoga-Stunden: In Zeiten von Corona ersetzen Videokonferenzen persönliche Treffen. Die gängigen Anbieter greifen jedoch stark in die Privatsphäre ein. Für eine Welle von Kritik sorgte zuletzt die beliebte Videokonferenzplattform Zoom. Eines der vielen Sicherheitsprobleme: Aussenstehende können sich in Zoom-Meetings einschalten. Das passierte etwa an der Wirtschaftsschule KV Winterthur, wo Unbekannte während einer Videokonferenz einen Porno abspielten.
Stossend ist auch, dass Zoom Daten an Facebook weitergegeben hat. Zoom sammelt weiterhin E-Mail- Adressen, Handynummern, IP-Adressen der Nutzer sowie alle weiteren Daten, die bei Videokonferenzen anfallen – und behält sich vor, diese an Google und Geheimdienste weiterzugeben.
Auch andere Anbieter wie Skype speichern Daten von Nutzern und sogar die Inhalte von Gesprächen. Doch es gibt Alternativen, die sicher und praktisch sind.
Jitsi Meet: Bestes Gratistool
Eignet sich für: Videokonferenzen in kleinen Gruppen. Unter idealen Bedingungen können sich bis zu 100 Personen einschalten.
Preis:gratis
Vorteile in Sachen Datenschutz:Jitsi legt den Programmcode offen. Das bedeutet, dass Tausende Entwickler prüfen können, was das Programm macht. Nutzer müssen sich nicht registrieren und keine Angaben machen. Sie können Jitsi auf einem eigenen Server aufsetzen und haben damit volle Kontrolle über alle Daten.
Einschränkungen beim Datenschutz: Jitsi behält sich vor, den Programmcode eines Tages nicht mehr zu veröffentlichen.
Vorteile bei der Benützung: Jitsi ist in weniger als einer Minute eingerichtet. Die App kann im App-Store heruntergeladen werden. Für den Zugriff auf dem Desktop reicht ein Klick. Bei Jitsi kann der Bildschirm etwa geteilt werden oder Nutzer können während der Konferenz untereinander chatten.
Nachteile bei der Benützung: Bei über 35 Leuten stockt oft das Bild. Teilweise treten Verbindungsprobleme schon bei mehr als 5 Benutzern auf, etwa wenn der Server überlastet ist.
Fazit: Das Gratis-Tool Jitsi ist dank nützlicher Zusatzfunktionen optimal für Videokonferenzen in kleineren und grösseren Gruppen. Wenn eine Videokonferenz viele Teilnehmer hat, ist es allerdings wichtig, dass diese über eine gute Internetverbindung verfügen oder ihr Video ausschalten.
Nextcloud: Perfekt für Homeoffice
Eignet sich für: Einzelkunden und Firmen, die ein Gesamtpaket für das Homeoffice suchen.
Preis:10 Franken pro Monat (unter saldo.ch/nextcloud)
Vorteile in Sachen Datenschutz: Alle Verbindungen sind verschlüsselt. Der Server steht in Zürich. Man kann Nextcloud auch auf dem eigenen Server verwenden. Grosses Plus: So behält man die volle Kontrolle, was mit den Daten passiert.
Vorteile bei der Benützung: Nutzer können auf dem Desktop oder mit mobilen Geräten von überall her auf ihre Daten zugreifen und sie austauschen. Auch ein Office-Programm ist enthalten. Word-, Excel- und Powerpoint-Dateien lassen sich direkt via Nextcloud bearbeiten. Das Programm erlaubt es etwa, miteinander zu chatten, Videokonferenzen zu machen, den Bildschirm zu teilen oder auf dem Handy Push-Nachrichten zu empfangen.
Nachteile bei der Benützung: Bei Gruppen mit mehr als vier bis sechs Personen können Verbindungsprobleme auftreten. Wie bei Jitsi hilft es, wenn die Teilnehmer für eine gute Internetverbindung sorgen oder ihre Kamera ausschalten. Ein Nachteil ist der vergleichsweise hohe Aufwand beim Einrichten.
Fazit: Nextcloud lohnt sich vor allem für Leute, die eine einheitliche Lösung fürs Homeoffice suchen. Wer sich nur für die Videokonferenz-Option interessiert, dem bietet Jitsi eine kostenlose Alternative, die zudem praktischer ist.
Signal: Sicherer als WhatsApp
Eignet sich als: Alternative zu WhatsApp und für Sprach-und Videoanrufe auf dem Handy.
Preis: gratis
Vorteile in Sachen Datenschutz: Der Betreiber veröffentlicht den Programmcode. Alle Verbindungen sind verschlüsselt. Der Betreiber oder Dritte haben keinen Zugriff auf die Inhalte von Gesprächen.
Einschränkungen beim Datenschutz: Die Nutzer müssen ihre Telefonnummer angeben. Signal hat ihren Sitz und die Server in den USA. Theoretisch könnten US-Geheimdienste Signal dazu zwingen, Daten herauszugeben, die das Unternehmen sammelt.
Vorteile bei der Benützung: Signal ist in weniger als einer Minute eingerichtet. Die Anwendung kann im App-Store heruntergeladen werden. Sie bietet fast alles, was WhatsApp bietet. Neben Sprach- und Videoanrufen sind auf dem Handy auch Chats und Sprachnachrichten möglich.
Nachteile bei der Benützung: Videokonferenzen mit mehr als zwei Teilnehmern sind nicht möglich. Und mit der Desktopversion kann nur gechattet werden. Das auch nur, wenn man die App zuvor auf dem Smartphone installiert hat. Funktionen, die bei Videokonferenzen nützlich sind, fehlen – etwa die Möglichkeit, den Bildschirm zu teilen.
Fazit: Wer für sein Handy ein kostenloses und sicheres Chatprogramm sucht, das auch Videoanrufe mit zwei Teilnehmern erlaubt, fährt mit Signal gut.
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Zoom hat eine digitale Goldgrube
Danke für die Hinweise! Eigentlich weiss man ja, dass jedes Gratistool einen oder mehrere Haken hat. Zoom sammelt wohl nicht nur Email- und IP-Adressen, sondern kann doch gleich auch alle User vollständig biometrisch analysieren: Portrait, Mimik, Gesichtserkennung, und sogar Stimmenprofil! Ja toll, und diese Google und Geheimdiensten weiterleiten... Das ist doch der Wahnsinn.