Die Informationen über die Neuerfindung des Schweizer Radios und Fernsehens tröpfelten in kleinen Dosen. Und führten am Ende trotzdem zu Bauchweh. Im Sommer kündigte SRF-Chefin ­Nathalie Wappler das Aus beliebter Sendungen wie «Sport aktuell» oder des Wirtschaftsmagazins «Eco» an. Ende September sprach SRG-Generaldirektor Gilles Marchand von zusätzlichen Sparschnitten. Eine Woche später platzte die Bombe: Weitere Sendungen wie «52 Bücher» oder «Blickpunkt Reli­gion» werden aus dem Programm gekippt und 116 Stellen abgebaut. Aus Spargründen. Weil SRF künftig aufs Internet und Social Media setze, um ein jüngeres Publikum zu gewinnen. 

Treue Radiohörer und TV-Zuschauer ­waren vor den Kopf gestossen und gingen auf die Barrikaden. Viele von ihnen hatten 2018 die No-Billag-Initiative abgelehnt, welche die Radio- und TV-Gebühren abschaffen wollte. 

Die Pläne der SRG sind ein Musterbeispiel strategischer Verirrung. Die Bevölkerung zahlt eine Radio- und Fernsehsteuer, damit die SRG Radio- und TV-Programme ausstrahlt, und nicht für die Internet- und Social-Media- Abenteuer der nationalen Rundfunk­gesellschaft. Die Grenzen der SRG sind auch in der Verfassung klar abgesteckt. Sie darf ihre Sendungen digital verbreiten. Sie darf dies aber nicht auf Kosten der privaten Konkurrenz und der Gebührenzahler tun. Genau darauf laufen die Pläne aber hinraus, wie veröffentlichte Unterlagen zeigen. Das Parlament sollte diesen Irrlauf rasch beenden. Ohne parteipolitische Winkelzüge. Mit ­einem klaren Ja zum Service public.