Kommt es wegen Covid-19 zum Prämienschock?»: So titelte die «Sonntags-Zeitung» am 7. Fe­bruar. Der Artikel präsentierte «noch unveröffentlichte Daten» des Kranken­kassenverbands Santésuisse. Demnach sollen die Leistungen der Grundversicherung im vergangenen Jahr um «430 Millionen Franken auf 34,6 Milliarden Franken gestiegen» sein. Auch für 2021 und 2022 rechnet ­Santésuisse wegen Corona mit weiteren «erheblichen Kosten».

Der Bericht irritiert. Denn 2020 fielen in den Spitälern Tausende Operationen aus, die ­Spitäler schrieben Defizite (saldo 10/2020). So meldete etwa das Unispital Zürich Anfang Februar einen Verlust von 48 Millionen Franken und einen zehnprozentigen Rückgang der Spitalaufenthalte im Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr.

Worin gründet die pessimistische Prognose des Verbands? saldo bat Santésuisse um Einsicht. Cheflobbyist Matthias Müller versprach zwar, die Zahlen, die er der «Sonntags-Zeitung» übermittelt hatte, zu liefern. Man müsse diese aber noch intern überprüfen. Seitdem hat saldo keine Nachricht mehr erhalten.

Das Bundesamt für Gesundheit veröffentlicht seine Zahlen zu den Kosten in der Grundversicherung für das 4. Quartal 2020 erst im März. Eine Sprecherin des Spitalverbands H+ erklärt: «Wir haben keine Daten.» Noch hätten nicht alle Spitäler ihre Jahresrechnung abgeschlossen. Die Krankenkassen Swica, Assura, CSS, Group Mutuel und Concordia publizieren ihre Jahresabschlüsse erst im Frühjahr. Zurzeit ist also unklar, ob die Kassen 2020 mehr oder weniger Geld als im Vorjahr ausgaben.

«Zu früh, um ­detaillierte Zahlen für 2020 zu nennen»

Adrien Kay vom Krankenkassenverband Curafutura hält die ­Santésuisse- Prognose für vorschnell: «Es ist zu früh, um detaillierte Zahlen für 2020 zu nennen.» Er schätzt, dass «die ­Kosten in der Grundversicherung stabil blieben». Die an der Börse angelegten Reserven der Kassen hätten im vergangenen Jahr wohl gute Resultate erzielt. Curafutura sind ­Helsana, CSS, KPT und Sanitas angeschlossen.Santésuisse gehören über 40 teils ­kleinere Kassen an. ­

Santésuisse warnt trotzdem davor, die Reserven der Krankenkassen während der Pandemie anzuzapfen. Der Verband stellt sich damit gegen die Pläne des Bundesrats, der den Kassen erlauben will, ihre Reserven zu reduzieren. Viele Kassen horten ­heute bis zu vier Mal mehr Reserven als vorgeschrieben. Insgesamt haben die Versicherten in den letzten Jahren 11,3 Milliarden Franken zu viel an ­Prämien bezahlt (saldo 15/2020).