Zuerst spürt man ein Jucken an der Lippe, dann bilden sich mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen – die Fieberbläschen. Ursache sind Herpesviren, die im Körper schlummern. Sonne, UV-Strahlen oder Stress können sie aktivieren.
Fieberbläschen sind mühsam zu behandeln. Grund: Die Viren lassen sich nur schlecht bekämpfen. Apotheken und Drogerien verkaufen zwar chemische Cremes wie Fenivir oder Zovirax (siehe Tabelle im PDF). Sie kosten zwischen 16 und 20 Franken und sollen verhindern, dass sich die Viren vermehren. Zudem sollen sie die Schmerzen lindern. Die Hersteller empfehlen sie für jedes Stadium: In der frühen Phase, wenn man lediglich ein Jucken auf den Lippen spürt – aber auch dann, wenn das Bläschen da ist.
Allerdings nützen solche Cremes wenig. Zu diesem Schluss kamen Forscher der Universität von North Dakota (USA) in einer Übersichtsarbeit, die sie kürzlich im Fachblatt «European Medical Journal» veröffentlichten. Sie hatten zwanzig Studien mit über 8000 Patienten durchforstet. Fazit: Cremes mit Wirkstoffen wie Aciclovir und Penciclovir nützten «bestenfalls marginal» und verkürzten die Beschwerden um maximal 24 Stunden.
Besser ist der Nutzen dieser Wirkstoffe in Tabletten wie Famvir. Doch Patienten erhalten sie nur auf Rezept. Denn sie haben Nebenwirkungen wie Kopfweh und Übelkeit. Stephan Lautenschlager, Chefarzt am Institut für Dermatologie und Venerologie der Zürcher Spitäler Waid und Triemli, verschreibt sie nur in schwereren Fällen. Zudem sind die Tabletten teuer: Eine 14er-Packung Famvir kostet rund 140 Franken. Lautenschlager empfiehlt sanfte Mittel. Sie wirken oft gut und haben weniger Nebenwirkungen.
Natürliche Mittel können gut helfen
Wichtig: Herpesviren bekämpft man am besten bereits dann, wenn man das erste Jucken an der Lippe verspürt. In diesem frühen Stadium helfen Mittel mit Melissenextrakt. Seine Gerbstoffe sorgen dafür, dass sich Herpesviren weniger stark vermehren. Heilpflanzenfachmann Martin Koradi aus Winterthur ZH sagt: «Auch ätherische Öle von Pfefferminze oder Melisse wirken gegen Herpesviren.»
Auch Wärmestifte sollen die Viren in einem frühen Stadium bekämpfen. Sie sind aber sehr teuer: Das Modell Vitacell Softlaser zum Beispiel kostet rund 200 Franken. Ausserdem sei der Nutzen zu wenig belegt, sagt Hautarzt Stephan Lautenschlager. Laut dem Hersteller wirkt der Hitzestift Herpotherm insbesondere gegen Juckreiz, Brennen und Schwellungen.
Ringelblumencreme gegen Krustenbildung
Sanfte natürliche Mittel können auch helfen, wenn die Fieberbläschen bereits da sind. Lautenschlager empfiehlt in diesen Fällen Pasten mit Zink oder Kieselsäure, etwa Virudermingel oder Silicea-Lippenherpesgel. Sie trocknen die Bläschen auf der Lippe aus. Manche dieser Mittel bilden zusätzlich einen Schutzfilm über die Bläschen, so etwa das Serum Tenderdol Herpatch. Das ist wichtig, damit sich die ansteckende Flüssigkeit nicht verteilt.
Wenn sich über den Bläschen eine Kruste gebildet hat, sollte man sie mit einer Creme behandeln, welche die Kruste aufweicht. So heilt sie gut und schmerzt weniger. Heilpflanzenexperte Koradi rät zu einer Ringelblumencreme.
Laut Hersteller Mepha kann die Aviral-Creme die Bildung von Fieberbläschen verhindern, wenn man sie früh genug anwende. Gemäss dem Produzenten der Zovirax-Creme sollten Fieberbläschen möglichst früh behandelt werden, damit sich die Viren nicht vermehren. Die Fenivir-Creme soll laut dem Hersteller Interdelta die Heilungszeit beschleunigen und die Schmerzen reduzieren.