Da hatte einer wieder mal Angst vor den Maifeiern: Der linke Zürcher Stadtrat Richard Wolff habe «rechtzeitig zur 1.-Mai-Demo die Linksaktivistin ­Andrea Stauffacher aus dem Gefängnis entlassen». Und: «Schon ruft Stauffacher zur Nachdemo auf.» So orakelte Helmut-Maria Glogger im «Blick am Abend», «dass die Chaoten vom Schwarzen Block im Nachgang zum Umzug UBS, Globus, Orell Füssli, Schiller & Goethe und den Kreis 8 richtig zertrümmern». 

Noch selten hat ein Journalist auf wenigen Zeilen derart viel Unfug geschrieben. Erstens blieb es am 1. Mai in Zürich wie anderswo in der Schweiz ruhig. Und zweitens kann ein Stadtrat unmöglich eine ­Gefangene aus der Haft entlassen. Solche Entscheide fällt in einem Rechtsstaat die Justiz. Vor fast 200 Jahren wurde nämlich die Gewaltenteilung eingeführt. Das müsste inzwischen auch Glogger zu Ohren gekommen sein. Er ist nämlich von Haus aus Jurist. 

Glogger holt in der Rubrik «Glogger mailt ...» täglich zum Rundumschlag aus. Ob Prominente wie der Papst, Prinz Charles oder Unbekannte wie der angebliche «Ex-Manager» Felix Guyer – niemand ist vor ihm ­sicher. So philosophiert «Gloggi», wie er hausintern heisst, in einem Mail an den Trainer des Fussballclubs Atlético Madrid ohne Schamgefühle über die «Eier» der Spieler. Oder er bezeichnet die Mitglieder der EU-Kommission als «Dumpfdödel». 

Nur wer auf «Gloggis» populistischer Schiene fährt, darf auf Schützenhilfe hoffen. So ermuntert er die SVP-Parlamentarierin Natalie Rickli: «Pädophile gehören ins Gefängnis – und nie wieder in die Nähe  von Kindern.» Als ob sexuelle Handlungen mit ­Kindern nicht schon längst unter Strafe stünden. Aber rechtliche Überlegungen kümmern den ­mailenden Glogger nicht. Siehe oben. Sein Metier ist die Stimmungsmache.