Eine Poststelle nach der anderen schliesst. ­Zählte man in der Schweiz ­Anfang 2001 noch 3403 Poststellen, waren es Ende 2013 nur noch 1662. Das heisst: Mehr als die Hälfte wurde innert 13 Jahren ge­schlos­sen. Und der Abbau geht weiter. Ende Mai schrieb die Zeitung «Landbote», dass die Poststelle Obertor mitten in der Winterthurer Altstadt Anfang Oktober dichtmacht. Pikant: Diese Post ist sehr beliebt. Oft müssen Kunden lange anstehen, um an ­einem der vier Schalter bedient zu werden. Für sie ist der Schliessungsentscheid «unverständlich». 

Bisher nannte die Post als Grund für Schliessungen von Filialen stets die «geringe und sinkende Nutzung». Doch dieses Argument verfängt bei der Winterthurer Altstadt-Post nicht. Das weiss auch Erich Schmid, Mediensprecher bei der Post: «Die Zahl der Kunden ist nicht entscheidend.» ­Sinke der Umsatz pro Kunde, werde auch eine Poststelle mit relativ stabilen Frequenzen geschlossen. Ob der Umsatz der Winterthurer Filiale sank, will die Post saldo nicht sagen. Sie verweigert auch die Auskunft darüber, wie hoch der Mindest­umsatz pro Kunde sein muss, damit eine Poststelle be­stehen bleibt.

Kundenbedürfnisse spielen keine Rolle

Das Winterthurer Beispiel zeigt: Kundenbedürfnisse sind der Post egal. Der Staatsbetrieb entscheidet auch selbst, ob er der Bevölkerung Auskunft gibt. Der Post scheint es in erster Linie darum zu gehen, Kosten zu senken und so höhere Gewinne zu erzielen. 

An den sinkenden Um­sätzen mancher Filialen ist die Post zum Teil selber schuld: Sie vergrault Kundinnen und Kunden mit unattraktiven Öffnungs­zeiten, der Streichung von Bareinzahlungen und der Umwandlung der Warte­flächen vor den Schaltern in einen Warenladen.