Seit letztem Jahr hat die Schweizerische Post AG drei Tochtergesellschaften: Post CH AG, Postauto Schweiz AG und Post­finance AG. Letztere ist der Goldesel des Konzerns. 2013 hat die Postfinance 537 Millionen Franken zum Gewinn des Postkonzerns von total 911 Millionen Franken beigetragen. 

Auf der anderen Seite steht der zur Post CH AG gehörende Bereich «Poststellen und Verkauf». Dieser hat laut Geschäftsbericht mit ­einem Verlust von 91 Millionen Franken abgeschlossen. Die Post behauptet, die Poststellen hätten immer weniger Kunden und würden deshalb weniger rentieren. So begründet sie die Schliessung von Poststellen und die Umwandlung in Post-Agenturen (saldo 10/12).

Ein milliardenschweres Geschenk an die Postfinance

Der Konzern trägt al­ler­dings selber dazu bei, dass der Poststellenbereich unrentabel aussieht. Im letzten Jahr hat der Bund die Post in eine selbständige Aktien­gesellschaft umgewandelt. Gleichzeitig sind der Post­finance von der Schweizerischen Post AG 20 Immobilien geschenkt worden. Die Liegenschaften hatten per Ende 2013 einen Buchwert von 903 Millionen Franken. Der Verkehrswert dürfte deutlich über 1 Milliarde ­liegen. 

Die Post rechtfertigt diese stattliche Mitgift mit der Stärkung des Eigenkapitals der neuen Postfinance AG. Verblieben sind bei der Post CH AG Immobilien mit ­einem Buchwert von 1,45 Milliarden Franken.

Ein Teil der von der Post­finance übernommenen Liegenschaften wird fremd­vermietet, einen Teil nutzt Post­finance selbst. In 13 der 20 neuen Postfinance-Liegenschaften sind auch Poststellen integriert, darunter etwa Zürich-Oerlikon, Basel, Genf, Freiburg, Postparc Bern und die Hauptpost Winterthur. Laut Postfi­nance-Sprecher Marc Andrey muss die Post CH AG der Postfinance für die ­Nutzung der Liegenschaften «wie die anderen Mieter ­einen marktüblichen Mietzins» bezahlen. Das belastet die Rechnung der Post­stellen und schmälert deren Rentabilität. 

Winterthur: Bis zu 600 Franken Miete pro Quadratmeter

Wie viel die Poststellen als Miete an die Postfinance zahlen müssen, geht aus den Geschäftsberichten nicht hervor. Die Hauptpost in Winterthur vermittelt jedoch einen Eindruck, wie rentabel die Vermietung für die Postfinance ist. Das Gebäude an bester Lage beim Bahnhof wird zurzeit umgebaut. Aus den Unterlagen des mit der Vermietung ­beauftragten Immobilien­unternehmens geht hervor, dass die Post für die Poststelle und Postfachanlage rund 1350 Quadratmeter benötigt. 500 Quadratmeter besetzt die Eigentümerin Postfinance selbst. Die restlichen rund 3500 Quadratmeter werden an Dritte vermietet zu einem Zins bis 600 Franken pro Quadratmeter und Jahr (ohne Nebenkosten). 

Die Post will saldo nicht ­sagen, wie viel sie für die ­Benutzung ihres ehemals ­eigenen Gebäudes zahlen muss. Laut Post­finance wird die Post wie eine Drittmieterin behandelt. Das heisst, für Verkaufsflächen im Erd­geschoss dürfte sie also auch 600 Franken pro Quadratmeter und Jahr hinblättern. Bei 1350 Quadratmetern Nutzfläche, vorwiegend im Erdgeschoss, liegen die jährlichen Mietkosen also deutlich über einer halben Mil­lion Franken.