Die Sterblichkeit sank in der Schweiz und in anderen europäischen Ländern wieder auf Werte vor der Coronapandemie. Die Zahlen belegen, was saldo und «K-Tipp» bereits früher schrieben: Die Todeszahlen während der Pandemie waren vorübergehend erhöht, aber im langjährigen Vergleich keine Ausnahme. Im ersten Jahr der Coronapandemie 2020 starben in der Schweiz mit 8,8 Menschen pro 1000 Einwohner zwar tatsächlich mehr Leute als im Durchschnitt der letzten zwanzig Jahre.
Im Jahr 2000 aber war die Zahl der Todesfälle mit 8,7 pro 1000 Einwohner ähnlich hoch. Damals grassierte eine heftige Grippe. Drei Jahre später lag die Zahl der Todesfälle bei 8,6 pro 1000 Einwohner: 2003 litt die Schweiz im Sommer unter einer langen Hitzeperiode.
Ende 2024 war die Sterberate tiefer als 2018
Wegen einer starken Grippewelle war die Zahl auch 2015 überdurchschnittlich hoch: 8,1 Verstorbene pro 1000 Einwohner. Am Ende des dritten Quartals 2024 lag die Zahl der Todesfälle wieder bei 7,7 – leicht tiefer als 2018. Doch war vielleicht gar nicht nur Corona der Grund für die zeitweise erhöhte Sterblichkeit zwischen 2020 und 2022?
Die beiden Professoren Jarle Aarstad und Olav Andreas Kvitastein von der Western Norway University of Applied Sciences in Bergen (Norwegen) verglichen die Impfquten in verschiedenen Ländern mit der Sterblichkeit. Ihre Bilanz: «Die Analysen von 31 Ländern gewichtet nach Bevölkerungsgrösse zeigen, dass die Gesamtsterblichkeit in den ersten neun Monaten des Jahres 2022 umso mehr zunahm, je höher die Impfrate 2021 war.»
Das schreiben sie in ihrer Studie «Is There a Link between the 2021 Covid-19 Vaccination Uptake in Europe and 2022 Excess All-Cause Mortality?». Die Autoren schreiben von einem «sehr signifikanten» Zusammenhang. Das zeigt, dass es eher unwahrscheinlich ist, dass dieses Resultat durch Zufall entstanden sein könnte.
Die Datengrundlage ist äusserst solide: Bei den 31 Ländern, die sie unter die Lupe nahmen, handelt es sich um die EUMitgliedstaaten sowie die Schweiz, Norwegen, Liechtenstein und Island.
Ursache für höhere Sterblichkeit nicht bekannt
Die beiden Forscher untersuchten auch, ob andere Faktoren vorlagen, die einen Einfluss auf Impfrate und Sterblichkeit haben konnten. Zum Beispiel das Alter: Theoretisch wäre es nämlich möglich, dass sich ältere Menschen eher impfen lassen als jüngere. Und da ihre Sterblichkeit höher ist als jene bei jüngeren Menschen, wäre es logisch, dass mehr Impfungen mit einer höheren Sterberate einhergingen.
Doch das war nicht der Fall. Die beiden Wissenschafter äussern sich in ihren Feststellungen vorsichtig: Die Untersuchung lege einen Zusammenhang nahe, könne aber nicht nachweisen, dass die Sterblichkeit in der fraglichen Periode wegen der Impfungen zugenommen habe. Sie hätten nur Daten bis September 2022 mitberücksichtigt. Ihrer Meinung nach wäre es wichtig, den weiteren Verlauf der Sterblichkeit zu beobachten.