Die krebskranke Siegrid Stanzel verzichtet auf eine Chemotherapie. Stattdessen malt sie Bilder. Die Maltherapie soll helfen, den Krebs an der Nebenniere in den Griff zu bekommen. Der deutsche Dokumentarfilm «Sanfte Medizin und satte Gewinne» erzählt von Patienten, die der Schulmedizin nicht mehr trauen und ihre Krankheit in die Hände von selbsternannten Heilern legen. Diese verschreiben Misteltherapien oder Kuren mit Orangenschalen und Petersilie. Doch Studien belegen bei solchen Massnahmen bisher keine Wirkung. 

Grosse Pharmakonzerne in­vestieren laut dem Film rund 15 Prozent ihrer Ausgaben in die Forschung. Bei Alternativmedizin-Unternehmen wie der deutschen Heilmittelfirma Wala ist es laut eigenen Angaben weniger als die Hälfte. Stattdessen produziert Wala Hoch­glanz­prospekte mit hoff­nungs­vollen Versprechungen. Wie viel Geld die Firma fürs Marketing ausgibt, wollten die Verantwortlichen im Interview nicht sagen. 

Wissenschaft kontra Menschlichkeit

Der Film spricht der sanften Medizin nicht jeglichen Nutzen ab. Er kritisiert aber extreme Methoden. So empfehlen Heilpraktiker chinesische Vitalpilze gegen Diabetes, Krebs, Bluthochdruck, Aids oder Osteoporose. Pikant: Während der Pilzkur dürfe man keine andere Behandlungen, inklusive Chemotherapien, machen. Für Schulmediziner ist dies schlicht «kriminell». 

Der Film ist kein Loblied auf die Schulmedizin. Diese kümmere sich zwar wissenschaftlich um die Patienen, doch kämen die menschlichen Aspekte zu kurz. In alternativen Heilkliniken fühlen sich Patienten oft ernster genommen als in normalen Spitälern.  

Siegrid Stanzel entscheidet sich am Ende des Films doch für eine Chemotherapie. Sie hat neue Metastasen in der Lunge und befürchtet, dass sie mit der Maltherapie wertvolle Zeit verloren hat. Zu sehen ist der Film im In­ternet un­ter www.youtube.com/watch?v=72bKj4G3Ito.

«Sanfte Medizn und satte Gewinne.» Ein Film von Susanna Dörhage und Sandy Palenzuela. Deutschland 2013, 44 min. WDR.