Bei chronischen Rückenschmerzen helfen Medikamente nur wenig. Zu diesem Schluss kam dieses Jahr eine Übersichtsarbeit in der Fachzeitschrift «Arzneiverordnung in der Praxis». Basis waren 46 Studien mit insgesamt 25 000 Patienten. Der Arbeit zufolge nützen den Patienten langfristig weder Entzündungshemmer wie die Wirkstoffe Ibuprofen oder Diclofenac noch starke Schmerzmittel wie Tramadol. Laut dem Autor Jean-François Chenot, Professor an der deutschen Universität in Greifswald, sollten Medikamente bei chronischen Rückenschmerzen deshalb «nur eine untergeordnete Rolle» spielen.
Besser sind sanfte Methoden wie Akupressur – eine Technik der chinesischen Medizin. Dabei drückt man mit dem Finger auf bestimmte Punkte am Körper. Das soll die blockierte Energie im Körper wieder fliessen lassen und so die Schmerzen lindern (siehe Grafik im PDF).
Patienten können selber etwas gegen die Schmerzen machen
Johannes Fleckenstein, Dozent für traditionelle chinesische Medizin und Akupunktur am Institut für Komplementäre und Integrative Medizin der Universität Bern, sagt: «Akupressur ist bei chronischen Rückenschmerzen ohne klare Ursache eine hervorragende Technik.» Patienten würden so selber etwas tun können, um ihre Schmerzen zu lindern.
Mehrere kleine Studien geben deutliche Hinweise, dass Akupressur Rückenschmerzen bessert. In einer neuen Studie der Universität von Michigan (USA) mit 67 Patienten ging es Patienten deutlich besser, die während sechs Wochen Akupressur machten. Die Vergleichsgruppe bekam weiterhin die übliche Therapie des Hausarztes. Dazu gehören unter anderem Medikamente und Physiotherapie. Die Teilnehmerzahl der Studie war klein. Laut Fleckenstein ist die Untersuchung aber «sehr sorgfältig» durchgeführt worden.
Bereits 2006 zeigte eine Studie der Universität Taiwan mit 130 Patienten, dass Akupressur bei Rückenweh besser half als Physiotherapie. Polnische Forscher der Universität Warschau kamen 2017 zum Schluss, dass eine mit Akupressur kombinierte Massage die Rückenschmerzen besser lindert als eine Massage allein.
Auch Anita Meyer Hitz empfiehlt die Methode bei Rückenweh. Die Ärztin und Präsidentin der Assoziation Schweizer Ärztegesellschaften für Akupunktur und chinesische Medizin rät, jeden Punkt mit dem Finger kreisförmig zu massieren. «Es darf ein wenig weh tun, aber nicht zu stark.» Nebenwirkungen müsse man nicht befürchten.
Fachleute empfehlen bei chronischen Rückenschmerzen, die Akupressur mit weiteren Massnahmen zu kombinieren. Der Zürcher Hausarzt Thomas Walser empfiehlt: «Patienten sollen sich vor allem regelmässig bewegen.»
Gut für den Rücken sind zum Beispiel Schwimmen, Langlauf und Walking («Gesundheitstipp» 2/2017). Zusätzlich können manuelle Therapien wie Massagen helfen, ebenso Wärme, Meditation und Entspannungsmethoden. Thomas Walser betont: «Der Hausarzt sollte zuvor abklären, ob keine schwerwiegende Krankheit oder Verletzung die Schmerzen verursacht.»
Buchtipp
Gesundheitstipp-Ratgeber Das Kreuz mit dem Rücken, (120 Seiten). Zu bestellen unter Saldo.ch
Heilen über Energiepunkte
Stimulieren Sie der Reihe nach jeden sogenannten Energiepunkt von «Yin Tang» bis «Leber 3» während zwei bis drei Minuten. Massieren Sie ihn dabei kreisförmig mit der Fingerspitze. Es darf leicht weh tun, aber nicht zu stark. Machen Sie dies ein Mal pro Tag während mehreren Wochen.
1. Yin Tang
Auf der Stirn, zwischen den Augenbrauen.
2. Anmian
Auf beiden Seiten des Kopfs, vier Zentimeter hinter den Ohrläppchen, neben dem Muskelstrang.
3. Herz 7
An beiden Händen beim Gelenk.
4. Milz 6
An beiden Füssen auf der Innenseite, vier Finger breit über dem Knöchel.
5. Leber 3
An beiden Füssen zwischen den Knochen der grossen und der zweiten Zehe.