Meine beste Eigenschaft? Ich versuche mich in die Menschen einzufühlen. Eine unfreundliche Verkäuferin? 

– Hat sicher Eheprobleme. Ein Busfahrer, der mir vor der Nase abfährt? – Ich bin ihm zu hässlich. Ein Flugzeug mit grosser ­Ver­spätung? – Vermutlich eine anonyme ­Bombendrohung.

Bei der Schweizerischen Post – Sie ­erinnern sich: «Die beste Post der Welt» ­(saldo 10/2018) – komme ich aber langsam an meine Sanftmutsgrenze. Vor einem Monat verlor ich meine Debitkarte der Postfinance und liess sie für 20 Franken gleich sperren. Die neue Karte kostete weitere 30 Franken. Jeden Tag eile ich zum Briefkasten – umsonst, die Karte ist noch immer nicht da. Gleicher Kummer bei der Schulagenda der Post. Die bestellte ich ebenfalls vor einem Monat. ­Immerhin: Ich erhielt eine Mitteilung, dass die Agenda bald abgeschickt werde. 

Informieren können sie nämlich sehr gut bei der Post. Vor drei Wochen klebte ein ­Zettel der Post an unserem Hauseingang. ­Inhalt sinngemäss: «Liebe Kunden, die ­Zustellrouten in Ihrem Quartier werden ­geändert. Mit freundlichen Grüssen, Ihre Post.» Seither erhalte ich meine Post um vier Uhr nachmittags. Frühestens. 

Ich – als guter Mensch – mache mir deshalb ernsthafte Sorgen um die Gesundheit unserer Pöstler, wenn nach dem Nationalrat auch der Ständerat die Motion 16.3848 ­annimmt: Sie schreibt vor, dass die Post ­«flächendeckend» bis spätestens zur ­Mittagszeit (12.30 Uhr) zugestellt sein muss.