Der Besitzer meines Lieblingsladens ist Türke und heisst Mohammed. Der ­Laden liegt mitten in Zürich. Ich kenne Mohammed gut und Mohammed kennt ­meine Vorlieben: geröstete Kichererbsen. Je schärfer gewürzt, desto grösser mein Ver­langen. Ich gucke nie auf die Inhaltsbeschreibungen. Erstens sind sie in abenteuerlichem Deutsch verfasst. Zweitens will ich gar nicht wissen, was alles drin ist. 

Kürzlich entdeckte ich im Laden eine Coca-Cola-Flasche mit einer Füllmenge von 5  Dezilitern. Seltsam, dachte ich, Coca-Cola stellte doch 2019 seine Flaschen auf 4,5 Dezi um. Ich rief Mohammed zu: «Woher hast du die?» Er schrie zurück: «Aus Österreich.» Ich guckte die Flasche nochmal an: «Aber da steht alles auf Polnisch?» Er: «Ich habe sie aber in Österreich bestellt.»

Ich rief bei Coca-Cola HBC mit Sitz in Stein­hausen ZG an. Das Unternehmen produziert und vertreibt Coca-Cola in 28 Ländern: «Welche Flaschen in Europa haben nur 4,5 Deziliter Inhalt?», fragte ich. «Warum wollen Sie das wissen?» Ich antwortete, dass mich das halt interessiere. «Wir werden uns bei Ihnen melden.» Drei Tage später erhielt ich die Antwort: Nur die Flaschen in der Schweiz und in Italien seien so klein.

Die «lokalen Kosten waren über die letzten Jahre konstant hoch», schrieb Coca-Cola HBC. Deshalb habe man die «neue Verpackungsgrösse» eingeführt. Bei gleichem Preis. Aber das schrieb das Unternehmen nicht.

Eine Woche lag die Coca-Cola-Flasche aus Polen bei mir im Kühlschrank. Ich zögerte. Dann las ich über die Pestizidrückstände im Schweizer Trinkwasser (saldo 1/2020) und gab der polnischen Cola eine Chance. Wie sie schmeckt? Wspaniały – super!