Der Silberameise wird es selten zu heiss: Bevor sie aus ihrem Nest in den über 60 Grad heissen Wüstensand rennt, putscht sie sich mit körpereigenen Hitzeschockproteinen auf. Auch Hunde und Katzen sind gut auf plötzliche Hitze vorbereitet: Sie verfügen über das sogenannte «Wundernetz» – ein weit verzweigtes Geflecht aus Adern, welches das erhitzte Blut kühlt, bevor es im Hirn Schaden anrichten kann. 

Und der Mensch? Der schwitzt, um seine Temperatur im schmalen Bereich zwischen 36 und 37,5 Grad zu halten, in dem der Körper funktionieren kann. Das schreiben die deutsche Umweltmedizinerin Claudia Traidl-Hoffmann und die Journalistin Katja Trippel in «Überhitzt. Die Folgen des Klimawandels für unsere Gesundheit». 

Bei grosser Hitze wird es jedoch kritisch. Denn der menschliche Organismus hat kaum Möglichkeiten, längere Zeit ohne unangenehme Nebenwirkungen auf hohe Temperaturen zu reagieren. Rasch kommt es zu Hitzekrämpfen, Hitzekollapsen und Hitzschlägen.

Anders als andere Bücher über die globale Erwärmung setzt «Überhitzt» dort an, wo es jeden Leser direkt betrifft – bei der ­eigenen Gesundheit. Eindrücklich zeigen die Autorinnen, wie das sich verändernde Klima bereits heute das Wohlbefinden vieler Menschen gefährdet: Allergien nehmen zu, neue Überträgertiere wie Rötelmäuse breiten sich aus und konfrontieren den Körper mit neuartigen Krankheitserregern, Hitzewellen bedrohen Kleinkinder und Ältere. 

Trotz des ernsten Themas ist die Lektüre dank einer guten Prise Provokation und Ironie unterhaltsam. Und im Schlusskapitel gibt es konkrete Tipps, wie man sich gegen die Hitze, Keime und Allergien wappnen kann.

Claudia Traidl-Hoffmann, Katja Trippel, «Überhitzt. Die Folgen des Klima­­­wan­dels für unsere Gesundheit», Duden­verlag, Berlin 2021, 304 Seiten, zirka 32 Franken