Julian Assange: Gejagter Enthüllungsjournalist
Ein Film zeigt, wie der Australier mit seiner Plattform Wikileaks zum Staatsfeind wurde.
Inhalt
saldo 05/2020
17.03.2020
Marc Mair-Noack
Es war im April 2010, als Julian Assange vor die Presse trat. Der australische Journalist präsentierte ein Video, das im Internet auf seiner Enthüllungsplattform Wikileaks veröffentlicht worden war. Es zeigte, wie US-Soldaten im Irak aus einem Helikopter flüchtende Zivilisten erschossen, darunter zwei Journalisten. Die Soldaten kommentierten die tödlichen Schüsse ganz cool und locker, als sässen sie vor einem Computerspiel. Die US-Armee geriet unter Druck, d...
Es war im April 2010, als Julian Assange vor die Presse trat. Der australische Journalist präsentierte ein Video, das im Internet auf seiner Enthüllungsplattform Wikileaks veröffentlicht worden war. Es zeigte, wie US-Soldaten im Irak aus einem Helikopter flüchtende Zivilisten erschossen, darunter zwei Journalisten. Die Soldaten kommentierten die tödlichen Schüsse ganz cool und locker, als sässen sie vor einem Computerspiel. Die US-Armee geriet unter Druck, die Öffentlichkeit war schockiert.
Das Video war nur eines von unzähligen vertraulichen Dokumenten der US-Regierung, die Wikileaks veröffentlichte. Es zeigt die Idee hinter der Plattform: Geheime Dokumente von öffentlichem Interesse für alle zugänglich zu machen und dabei gleichzeitig den anonymen Informationsbeschaffer – den Whistleblower – zu schützen. Die Enthüllungen veränderten den Journalismus nachhaltig und umfassten beispielsweise Korruption im Finanzwesen, Umweltskandale und Kriegsverbrechen. Sie ebneten auch den Weg für andere Whistleblower.
Für Assange hatten die Enthüllungen dramatische Folgen, wie der deutsche Dokumentarfilm zeigt: Der Australier wurde zum Staatsfeind der USA. 2012 floh er in die ecuadorianische Botschaft in London, um sich einer Auslieferung an Schweden zu entziehen. Dort hatten ihn zwei Frauen sexueller Übergriffe bezichtigt. Assange fürchtete, von Schweden an die USA ausgeliefert zu werden. Sieben Jahre blieb der Australier in der Botschaft eingesperrt. Im April 2019 verhaftete ihn die Londoner Polizei.
Im Film kommen sowohl Befürworter wie Kritiker von Assange zu Wort. Eindrücklich sind die Aufnahmen aus der Botschaft. Jede seiner Bewegungen wurde gefilmt, alles, was er sagte, wurde aufgenommen.
«Wikileaks – Staatsfeind Julian Assange».
Ein Film von Elena Kuch und Robert Holm. 43 Minuten. NDR, WDR 2020. Der Film ist zu sehen unter saldo.ch/wikileaks.