Glaubt man den Medien, gibt es Tausende von Finanzexperten. Seltsamer­weise sah kaum einer die Bankenkrise von 2007 voraus. Eine Ausnahme war in der Schweiz der vor zwei Jahren verstorbene Wirtschaftsprofessor Walter Wittmann. Er warnte bereits im August 2006 vor den ­Spekulationsblasen an den Finanzmärkten. 

Im September 2009 lag Wittmann erneut richtig. «Die Anleger sind wieder euphorisch», sagte er damals. «Das ist ein Verkaufssignal.» Viele aktive Anleger folgten dem Rat des ­Finanzprofis und verkauften ihre Wertpapiere. Damit wendeten sie kurzfristigen Schaden ab. Denn der Swiss Performance Index (SPI) sackte bis im August 2011 um tausend Punkte ab. Er verlor also fast 20 Prozent. 

Nur: In den Jahren danach erholte sich der SPI wieder. Wer im September 2009 zum ­Beispiel mit einem Indexfonds auf eine ­positive Entwicklung des SPI gesetzt hatte, konnte sein investiertes Geld bis zum Januar 2018 mehr als verdoppeln. 

Das Beispiel zeigt: Ob sich Prognosen ­bewahrheiten, hängt vom Betrachtungszeitraum ab. Kurzfristig lag Experte Wittmann im Jahr 2009 richtig, langfristig hingegen falsch. Denn die Aktienmärkte schwanken. Der Blick in die Vergangenheit zeigt aber auch: ­Langfristig stiegen sie bisher immer. Seit dem Jahr 1900 gab es nie eine 30-Jahres-Periode mit negativem Resultat («K-Geld» 1/2016). 

Aktien sollte man deshalb stets als ­langfristige Anlage verstehen. Langfristig heisst mindestens zehn Jahre. Und von Expertenprognosen sollte man sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Bei Kursstürzen sollte man genügend liquides Vermögen ­haben, um günstig dazukaufen zu können.