Vor lauter Gütesiegeln auf der Ver­packung erkenne ich manchmal kaum noch, ob ich tatsächlich das gesuchte Produkt in den Einkaufskorb lege. Oder vor lauter gutem Willen das Falsche kaufe. Denn viele Produkte haben mittlerweile mehr ­Labels aufgedruckt, als ein Fussballer ­Werbung auf seinem Leibchen trägt.

Nicht bloss Lebensmittel sind von der ­Labelflut betroffen. Auch beim Holz dauert es mittlerweile länger, die Labeletiketten zu entfernen, als das Regal zusammenzuschrauben. Was darf es denn sein? HSH? PEFC? Oder doch lieber FSC? Wenn ja, welches FSC? FSC 100 %? FSC Recycled oder doch lieber FSC Mix? Vor lauter Siegeln sieht man den Baum nicht mehr.

Ob Öko, Bio und Nachhaltigkeit, ob Tierwohl, Spenden oder Rezyklieren: Ohne Zer­tifizierung scheint nichts mehr zu gehen. Selbst Präservative haben ein Qualitätslabel, sind nachhaltig und manchmal auch vegan – rezykliert werden sie zum Glück aber noch nicht.

Wie viele Gütesiegel es in der Schweiz gibt, weiss keiner so genau. In Deutschland sind es über 1000. Geht das so weiter, ­brauchen wir bald ein Gütesiegel für Güte­siegel.

Vor lauter Labels fehlt bei Lebensmitteln aber die wichtigste Information – ob sie schmecken. Gute Qualität erkennt man immer noch am Geschmack. Doch leider steht dazu kein Wort auf der Verpackung.