Frei ist das neue Gesund. Darum preist man Produkte heute nicht mehr damit an, was alles drinsteckt, sondern mit dem, was fehlt: frei von Laktose, frei von Fruktose, frei von Fett. Die Gestelle sind mittlerweile voll von Produkten, denen etwas fehlt. ­Gesund fühlt sich der Konsument offensichtlich nicht mehr, wenn ihm nichts fehlt, sondern wenn er Dinge isst, denen ­etwas fehlt.

Je weniger drin ist, desto teurer sind die Produkte. Und viele Konsumenten sind ­offenbar bereit, für das Etwas-weniger etwas mehr zu bezahlen. Dummerweise spürt man das gute Gefühl nicht nur im Portemonnaie, sondern manchmal auch auf der Hüfte. Denn «fettfreie» Joghurts klingen zwar nach schlank und gesund. Dafür kompensieren manche Produkte das fehlende Fett mit zu viel Zucker.

In Sachen «Weniger ist besser» den Vogel abgeschossen haben die Griechen. Letzten Sommer entdeckte ich in einem griechischen Supermarkt ein Salz mit der Aufschrift «New: 40% less salt». Als Koch oder Köchin könnte man auch einfach etwas weniger Salz ins Essen streuen, statt dieses salzreduzierte Salz zu verwenden, dachte ich mir. In diesem Moment begann ich wieder einmal ernsthaft am Geisteszustand der Menschheit zu zweifeln. Vielleicht lag es aber auch an der Hitze oder dem Ouzo.

Ich verzichte nun ebenfalls. Nämlich auf all die Produkte, die damit werben, frei von weiss ich was allem zu sein. Denn sie sind vor allem eines: frei von Spass und frei von Lebensfreude. Und darauf kann ich leider nicht verzichten.