Film: Billigarbeiter kommen unter die Räder
Autopneus bestehen zum grössten Teil aus Rohgummi von Kautschukbäumen. Auf den Plantagen in Thailand herrschen prekäre Arbeitsbedingungen.
Inhalt
saldo 19/2019
16.11.2019
Letzte Aktualisierung:
20.11.2019
Marc Mair-Noack
Thailand ist der grösste Produzent von Naturkautschuk. Jährlich werden dort über 4 Millionen Tonnen des Rohgummis geerntet. Er stammt aus dem Stamm des Kautschukbaums. 70 Prozent des Gummis fliessen in die Herstellung von Autopneus. Für das Land und die beteiligten Firmen ist das ein Milliardengeschäft. Die Dokumentation «Schmutzige Reifen» zeigt die Schattenseiten der Pneuherstellung.
Der Bedarf an fruchtbaren Böden für neue Kaut...
Thailand ist der grösste Produzent von Naturkautschuk. Jährlich werden dort über 4 Millionen Tonnen des Rohgummis geerntet. Er stammt aus dem Stamm des Kautschukbaums. 70 Prozent des Gummis fliessen in die Herstellung von Autopneus. Für das Land und die beteiligten Firmen ist das ein Milliardengeschäft. Die Dokumentation «Schmutzige Reifen» zeigt die Schattenseiten der Pneuherstellung.
Der Bedarf an fruchtbaren Böden für neue Kautschukplantagen ist riesig. Oft müssen die Bauern in Thailand ihr Land für Plantagen hergeben – falls nötig auch unter Gewaltanwendung durch die Armee.
Die Arbeiter auf den Plantagen erhalten pro Monat rund 150 Franken. Das ist die Hälfte des gesetzlichen Mindestlohns. Der Trick: Die Arbeiter gelten nicht als Angestellte, sondern als Selbständige. Für sie gilt die Mindestlohnregelung nicht.
Die Filmaufnahmen gehen unter die Haut: Die Arbeiter leben in Holzhütten auf wenigen Quadratmetern. Sie arbeiten von 6 Uhr morgens bis 22 Uhr abends. Ohne Schutzkleider spritzen sie Herbizide, die in Europa längst verboten sind. Das führt zu schweren Leber-, Nieren- und Herzschäden. In der viermonatigen Regenzeit steht die Arbeit still. Lohn gibts dann keinen.
Die vier grossen Reifenhersteller Bridgestone, Continental, Goodyear und Michelin wollten zu den Arbeitsbedingungen vor der Kamera keine Stellung nehmen.
Autofahrer haben eine Alternative: Sie können statt neuer Pneus runderneuerte Reifen kaufen. Diese wurden aus gebrauchten Pneus hergestellt. Laut den Reifenspezialisten im Film haben sie die gleiche Qualität wie neue Reifen.
«Schmutzige Reifen: Ein Milliardengeschäft». Ein Film von Michael Höft. 43 Min. WDR 2019. Zu sehen unter saldo.ch/pneufilm.