Werner B. aus M. war überrascht, als er das Filmteam vor seiner Haustür sah. Noch mehr überraschte ihn der Grund des Besuchs: Er sei der letzte Experte in der Schweiz, der sich noch nicht zu Corona geäussert habe, teilte ihm die Reporterin mit. Sie und ihr Team vom Regionalsender Tele 77 hätten das minutiös recherchiert.

Werner B. dünkte es komisch, dass ausgerechnet er sich zu Corona äussern soll. Experte sei er wohl, sagte er. «Aber nicht für Corona, sondern für Schweinefutter.» Er wisse einiges über Kraft- und Mineralienfutter, aber von Viren habe er keinen blassen Schimmer. Das spiele keine Rolle, meinte die Reporterin. Wichtig sei, dass er Experte sei. Auch in der Task-Force des Bundes würden etwa Experten für Konjunkturforschung Voraussagen zur Auslastung der Intensivbetten machen. «Experte ist Experte, Punkt!»

Wie er die Massnahmen des Bundesrats beurteile, wollte die Reporterin wissen. Werner B. war komplett überfragt. Klar, er hatte einiges über Corona gelesen. Und in der «Tagesschau» sah er, dass Menschen den Geschmackssinn verlieren können. Das könnte eventuell dem Verkauf von Schweinefleisch nützen. Denn wer kauft sich noch teure Rindsfilets, wenn er sie geschmacklich nicht mehr vom Schweinebauch unterscheiden kann? Nach langem Zögern sagte er: «Ich kann mir kein Urteil anmassen. Es kommt doch immer auf die Betrachtungs­weise an.»

Nachdem das Fernsehen den Beitrag gesendet hatte, waren sich die Zuschauer einig: So etwas Intelligentes habe man in letzter Zeit selten von einem Experten gehört. Schade, dass es Werner B. in Wirklichkeit gar nicht gibt.