saldo: Herr Meierhans, Sie haben aufgezeigt, dass der Anstieg der SBB-Billettpreise von 1990 bis 2013 weit über der Teuerung liegt. Wie passt dazu die Ankündigung von SBB-Verwaltungsratspräsident Ulrich Gygi, die Preise würden bis 2033 jährlich um mindestens 1,5 Prozent angehoben?

Stefan Meierhans: Wenn das Volk die Vorlage zu Finanzierung und Ausbau der Infrastruktur, kurz Fabi, annimmt, hat das natürlich Auswirkungen. Solche Entscheide für Angebotsausbauten bringen zwangsläufig höhere Betriebskosten mit sich. Und das wiederum führt zu höheren Billettpreisen. Ich werde jeden Preisanstieg kritisch überprüfen. 

Die SBB rechtfertigen Tarifaufschläge im Personenverkehr immer wieder mit dem Ausbau der Infrastruktur. Dies kommt jedoch oft dem Güterverkehr zugute. Muss also der Personenverkehr den Güterverkehr quersubventionieren?

Ich setze mich dafür ein, dass es so wenig Quersubventionierungen wie möglich gibt. Bei den neuen Trassenpreisen wird der Güterverkehr entlastet. Dieser Rabatt ist politisch gewollt, um eine Verlagerung von der Strasse auf die Schiene zu erreichen. Ich bin der Meinung, dass das entstehende finanzielle Loch durch die Steuerzahler gestopft werden muss – und nicht durch die Bahnbenutzer.

Aber die Bahnkunden zahlen schon jetzt für erhöhte Trassenpreise. Und 2017 sollen nochmals 100 Millionen auf die Ticketpreise überwälzt werden.

Die Passagiere kommen ab 2017 auf gewissen Streckenabschnitten wahrscheinlich für die vollen Trassenkosten auf. Sollte die Kostendeckung über 100 Prozent liegen oder unfair festgelegt sein, werde ich aktiv und damit argumentieren, dass die Trassenpreise für den Güterverkehr künstlich verbilligt sind.

Die SBB jammern über eine schlechte Auslastung ausserhalb der Stosszeiten. Wie könnte die Bahn in diesen Stunden attraktiver gemacht werden?

Der Verband öffentlicher Verkehr hat sich mir gegenüber verpflichtet, neue Angebote zu lancieren. Bereits verfügbar ist ein erweitertes Angebot an vergünstigten Internettickets. Das reicht aber noch nicht. Ich könnte mir auch ein Gleis-7-Abo ab 19 Uhr für alle vorstellen – also nicht nur wie bis anhin nur für junge Leute bis 25 Jahre. Das könnte man sofort umsetzen.