Ein Blick in die Statistik zeigt: Jedes Jahr steigt im Winter die Arbeitslosigkeit bei den Portugiesen und den Arbeitern aus dem Balkan markant an. Ab Frühjahr sinkt sie wieder. Laut dem Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) haben die Bauberufe den grössten Einfluss auf diese saiso­nalen Schwankungen.

Der Hintergrund: Im Baugewerbe ist es üblich, für die arbeitsintensiven Sommermonate ausländische Arbeitskräfte zu holen und sie auf die bau­arme Wintersaison hin wieder zu entlassen. Die Gekündigten melden sich dann über die Wintermonate arbeitslos und erhalten Taggelder. 

Massive Ersparnis bei Personalkosten

Für die Patrons lohnt sich das: Wenn auf dem Bau Flaute herrscht, können sie ihre Personalkosten massiv senken. Im Frühjahr stellen sie dann die bewährten Leute wieder ein. Die überzählig gewordenen Arbeiter erhalten weiterhin Arbeitslosengelder oder landen teilweise bei der Sozialhilfe. 

Marie Avet vom Seco bestätigt das. Es komme häufig vor, dass Stellensuchende in der Zwischensaison die Stelle verlieren «und in der neuen Saison – teilweise bei den gleichen Arbeitgebern – wieder eine Erwerbstätigkeit aufnehmen». 

Das ist eine Subventionierung des Baugewerbes durch die Arbeitslosenversicherung (ALV). Aber weil sich weder die Arbeiter, die Gewerkschaften noch die ALV daran stören, gibt es von keiner Seite Einwände. Kommt hinzu: Alle Regeln werden eingehal­ten. Voraussetzung für den Bezug von Taggeldern ist laut Avet, dass die Entlas­senen zwei Jahre vor dem Stempeln während mindestens zwölf Monaten einer beitragspflichtigen Beschäftigung nachgingen oder im EU-Ausland entsprechende Beiträge geleistet hatten. Und dass sie während der Arbeitslosigkeit eine Stelle suchen und bereit sind, sie anzutreten.